: Antisemitin vor dem Rauswurf
■ Tourismuszentrale fordert Konsequenzen gegen eine Mitarbeiterin / Erste Hinweise liegen schon seit Jahren vor
New York/Frankfurt (taz) — Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) will die gestern von der taz veröffentlichten Vorwürfe gegen die leitende Mitarbeiterin ihrer New Yorker Filiale, Elke Berg, „mit allem Nachdruck aufklären“. Das erklärte DZT-Vorstand Günther Colonius in Frankfurt. Zugleich wurde den MitarbeiterInnen der New Yorker Filiale ein striktes Redeverbot gegenüber allen Medien erteilt.
Wenn die Vorwürfe „nur im Ansatz“ zuträfen, werde die DZT „keinen Moment zögern, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen“. „Die Verbreitung der Ausschwitzlüge und anderer rechter Ansichten werden wir nicht dulden“, betonte Colonius. Frau Berg wurde von einer Dienstreise nach Miami vorzeitig zurück nach New York beordert und soll Stellung nehmen. In der DZT wird auch erwogen, ihr die Leitung der Studienreise „Auf den Fußspuren Martin Luthers“ zu entziehen, zu der die DZT ab kommenden Sonntag acht ReisejournalistInnen aus den USA und Kanada nach Deutschland eingeladen hat. Das Simon-Wiesenthal-Center in New York bestätigte, daß Bergs Ehemann, Friedrich Paul Berg, „ein wohlbekannter Holocaust-Leugner ist“, der „versucht, amerikanische Politiker zu beeinflussen“.
Colonius sowie der stellvertretende Leiter der New Yorker Filiale, Michael Kranefeld, versuchten in Stellungnahmen gegenüber deutschen und US-amerikanischen Medien den Eindruck zu erwecken, die DZT sei von den Vorwürfen gegen Frau Berg völlig überrascht worden. Colonius mußte allerdings einräumen, Frau Berg sei „bereits Anfang der 90er Jahre in den Verdacht geraten, rechtsextremistische Positionen zu verbreiten“. Tatsächlich liegen dem Frankfurter Vorstand, der Leitung der New Yorker Filiale sowie dem für die DZT zuständigen Ministerialdirigenten im Bonner Wirtschaftsministerium, Ulrich Geissendörfer, spätestens seit Frühsommer 1994 eindeutige Hinweise auf die Gesinnung von Frau Berg vor. Auch bei einer Krisensitzung des DZT-Vorstandes Mitte April, an der Geissendörfer zeitweise teilnahm, kam das Thema zur Sprache. Dabei ging es um die Klagen zweier Mitarbeiterinnen aus New York wegen Sexismus und Rassismus. Damit befaßt sich heute zum zweitenmal der Ausschuß für Fernverkehr und Tourismus des Bundestages. Andreas Zumach
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