: 1.500 Kita-Plätze fehlen
■ Situation hat sich etwas entspannt / Platzbörse für Eltern-Kind-Gruppen
Genau fünf Tage vor der Bürgerschaftswahl flatterte gut 10.000 mal frohe Botschaft in Bremer Häuser: die Zusage für einen Kindergartenplatz. In dieser Woche werden jetzt die weniger erfreulichen Briefe verschickt: 2.587 Absagen. Heide Rose, zuständige Abteilungsleiterin im Sozialressort, geht allerdings davon aus, daß „rund 1.000“ der zunächst abgelehnten Kinder bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahres Mitte August doch noch einen NachrückerInnen-Platz bekommen oder in einer der rund 80 Bremer Eltern-Kind-Initiativen unterkommen werden. „Damit hat sich die Situation im Vergleich zu früheren Jahren etwas entspannt“, sagte Rose gestern.
Tatsächlich ist Bremen heute deutlich näher an der im Ampel-Koalitionsvertrag anvisierten 90prozentigen Kita-Versorgung als noch vor vier Jahren. Doch gleichzeitig mit dem Neubau von Kita-Plätzen ist auch die Nachfrage stetig angestiegen. So sind in diesem Jahr erstmals 97 Prozent aller 15.645 drei- bis sechsjährigen Kinder in Bremen für den Kindergarten angemeldet worden. Auch im nächsten Jahr wird noch einmal mit einer etwas größeren Nachfrage gerechnet. Erst ab 1998 werden sich dann die niedrigeren Geburtenraten der letzten Jahre auch im Kindergarten auswirken.
Vorher allerdings tritt – wahrscheinlich zum Stichtag 1. August 1996 – der ab 1.1.96 geregelte Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz in Kraft. Insbesondere in Bremen-Nord wird dies zu Problemen führen, weiß Kita-Planerin Rose schon heute. Denn während die schlimmste Versorgungs-Lücke in Gröpelingen mit der für September geplanten Einweihung von drei Kita-Neubauten im September geschlossen sein wird, liegen für Bremen-Nord bisher keine Neubau-Beschlüsse vor.
Stattdessen wird im Sozialressort zur Zeit an einem „Aktionsprogramm“ gearbeitet, das dem neuen Senat im Herbst zur Entscheidung vorgelegt werden soll. Mit Investitionen von rund 20 Millionen Mark und stetig von heute 42 auf 52 Millionen Mark ansteigenden Personal- und Sachkosten wird darin versucht, die gesetzlich vorgeschriebene Kita-Platz-Garantie bis 1999 abzusichern. Als Übergangslösung wird an die Einbeziehung und bessere Förderung von Spielkreisen, an Doppelbelegungen von Kindergarten-Räumen oder sogar an die Finanzierung von Tagesmüttern gedacht, um womöglich teuren Klagen von abgewiesenen Eltern vorzubeugen.
Besonders beliebt sind im Sozialressort inzwischen auch die einst geschmähten privaten Eltern-Kind-Initiativen. Schließlich fällt dort pro Kita-Platz im Vergleich zu den regulären Kindergärten nur rund ein Drittel an staatlichen Zuschüssen an. Und fachliche Abgrenzungsprobleme gibt es kaum noch. Schließlich würde inzwischen „öfter die Not als die Kinderladen-Tradition“ zur Neugründung von Eltern-Kind-Initiativen führen, wie deren Sprecherin, Petra Kirchherr, weiß.
Rund 1.200 Plätze haben die privaten Eltern-Kind-Gruppen inzwischen in Bremen anzubieten. Ungefähr zehn Prozent davon sind für das kommende Kindergartenjahr noch frei. Damit das nicht so bleibt, veranstaltet die Beratungsstelle für Eltern-Kind-Gruppen am 30. Mai von 17-20 Uhr in ihren Räumen Beim Paulskloster 7-8 (Tel. 3398435) eine Platzbörse. Angeboten wird bei dieser Gelegenheit auch Auskunft über die Angebote der einzelnen Gruppen, über Elternmitarbeit und Kosten. Und Eltern, die sich zur Gründung einer eigenen Initiative entschließen, können den kompetenten Rat des Sozialpädagogen in der staatlich finanzierten Beratungsstelle, Herbert Förster, in Anspruch nehmen.
Ase
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