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Hereinspaziert!

■ Ost-PEN heißt über 60 West-PEN-Mitglieder willkommen – von Gräfin Dönhoff bis Wickert

Berlin (taz) – Eben noch war auf der Jahrestagung des westdeutschen PEN- Clubs in Mainz die anstehende Vereinigung mit dem Ost-PEN vertagt worden, da macht sich eine Gruppe namhafter Mitglieder von Westen her daran, vollendete Tatsachen zu schaffen: Auf Initiative des Künstlers Klaus Staeck haben über sechzig Schriftsteller, Verleger und Publizisten aus dem West-PEN Antrag auf die Aufnahme in das Deutsche PEN-Zentrum Ost gestellt.

Unter den Antragstellern finden sich Friedrich Schorlemmer, Johannes Mario Simmel, Marion Gräfin Dönhoff, Inge und Walter Jens, Günter Grass, Klaus Wagenbach, Dieter Hildebrandt, Ulrich Wickert, Peter Rühmkorf, Franz Josef Degenhardt, Joseph von Westphalen, Iring Fetscher, Dorothee Sölle und Hildegard Hamm- Brücher. Das Präsidium des Ost-PEN hat auf seiner Sitzung am Montag abend beschlossen, dem Ansturm die Tore zu öffnen, und die neuen Mitglieder willkommen geheißen.

Auf dem Wege der Doppelmitgliedschaft soll nun zusammenwachsen, was bisher nicht zusammenzupassen schien: In den vergangenen Jahren seit 1989 hatten vor allem die Ex-Dissidenten aus der DDR im West-PEN auf der Forderung nach einer klaren Distanzierung des Ost- PEN von seiner DDR-Vergangenheit beharrt. Nach allen personellen Umbrüchen seien dort immer noch Mitglieder registriert, deren Verhalten in der DDR nicht mit den Grundsätzen der PEN-Charta vereinbar sei. Eine Klärung der einzelnen Fälle müsse in jedem Fall der Bildung eines gesamtdeutschen PEN-Clubs vorhergehen, so die Kritiker aus den Reihen des West-PEN, deren Haltung auf dem Kongreß in Mainz gesiegt hatte.

Die um Klaus Staeck gescharten Prominenten sehen darin, wie es in ihrer Presseerklärung heißt, „den Abbruch der offiziellen Beziehungen zum Deutschen PEN- Zentrum Ost“, dem man mit der Doppelmitgliedschafts-Initiative entgegenwirken will. Sehr salomonisch äußerte sich die frisch gekürte Vorsitzende des West-PEN, Ingrid Bachér, in einer Erklärung vom Montag abend: Sie „begrüße Doppelmitgliedschaften“. Aber: „Vorerst bleibt abzuwarten, ob es sich hier mehr um die Demonstration des Unwillens einer auf dem PEN-Kongreß unterlegenen Minderheit handelt, die diese Aktion in Gang setzte, oder um den ernsthaften Versuch, die Hindernisse einer Vereinigung beider deutscher PEN-Zentren auszuräumen.“ jl

Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10

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