: Osten nähergerückt
■ Im Ost-Einzelhandel wird ab Oktober 1998 Westniveau gezahlt
Hamburg (dpa) – Einigung in Ostdeutschland – kein Signal für den Westen. Das ist das Ergebnis der Tarifkonflikte im Einzelhandel. Die Tarifpartner erzielten gestern eine Einigung für die rund 200.000 Beschäftigten in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Für Westdeutschland hat dies nach übereinstimmender Auskunft von Gewerkschaften und Arbeitgebern keine Signalwirkung. Dort haben sich rund drei Wochen nach Beginn der Warnstreiks die Tariffronten eher verhärtet. Auch gestern beteiligten sich laut Gewerkschaften mehr als 4.000 Beschäftigte in fünf Bundesländern an Kampfmaßnahmen.
In den ostdeutschen Ländern werden ab 1. Oktober 1998 die Löhne und Gehälter Westniveau haben, in Ostberlin schon zum 1. Januar 1998. Der Stufenplan sieht vor, die Entgelte in diesem Jahr zum 1. Juli auf 90 Prozent des Westtarifes anzuheben. Die Gewerkschaften wollen diesen „tragfähigen Kompromiß“ auch auf Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen übertragen. Die Arbeitgeber sprachen von einem „Stückchen Vollendung der Einheit.“
Für Westdeutschland beurteilten die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und auch Arbeitgeber die Einigungschancen pessimistisch. Anfang kommender Woche werden die Verhandlungen in vier Bundesländern fortgesetzt. Es sei die „allerletzte Chance“ der Arbeitgeber, eine massive Verschärfung der Streiks abzuwenden, sagte HBV- Sprecherin Susanne Anger. Die HBV könne finanziell einen langen Arbeitskampf durchstehen.
Insgesamt beteiligten sich bislang etwa 25.000 Beschäftigte an Streiks und Warnstreiks. Offiziell gescheitert sind die Tarifgespräche in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen. Das höchste Angebot der Arbeitgeber liegt bei 3,4 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zehn Monaten. Die HBV fordert für die 2,3 Millionen westdeutschen Beschäftigten bis zu 250 Mark mehr im Monat, die DAG sechs Prozent.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen