: Rechte, die frau längst besitzt
■ betr.: „Jedem seine Brille“, taz vom 16. 6. 95
Langsam kann ich das Wehklagen über die deutsche Sprache, die die armen Frauen fortlaufend diskriminiert, nicht mehr ertragen. Erst wird ständig angemahnt, daß der weibliche Teil der Bevölkerung in Worten wie „Schüler“, „Lehrer“, „Bürger“ und so weiter unmöglich mitgemeint sein kann. Dazu ist nur zu sagen: warum seid ihr sogenannten Emanzen so wenig selbstbewußt? Warum fühlt Ihr Euch ständig ausgegrenzt, wo Ihr überhaupt nicht ausgegrenzt seid? Die deutsche Sprache besitzt die Fähigkeit, mit einem Wort beide Geschlechter zu bezeichnen. Warum wollt Ihr diese Fähigkeit plötzlich absprechen, warum erniedrigt Ihr Euch selbst so sehr?
Aber es kommt ja noch schlimmer. Jetzt wird dank Frau Kapp genau umgekehrt argumentiert. Wenn es um Schlägerbanden geht, um „Angreifer“, „gewalttätige Jugendliche“, da wird nun der bösen Sprache angelastet, auch die Frauen zu meinen. Und die könnten doch in einem solchen Zusammenhang unmöglich beteiligt gewesen sein, denn Frauen seien nicht gewalttätig. Vielleicht liegt das Dilemma der heutigen „Girlies“ oder wie auch immer man solche Oberschlaumeier(Innen?) nennen soll darin, daß sie nicht wissen, gegen was sie eigentlich sein sollen. Ich wünsche mir jedenfalls für die nächste Zukunft von meinen Geschlechtsgenossen ein bißchen mehr Souveränität. Wir haben es nicht nötig, ständig um Rechte zu kämpfen, die wir längst besitzen. Tina Manske, Berlin
„Die deutsche Sprache besitzt die Fähigkeit, mit einem Wort ,beide Geschlechter‘ zu bezeichnen“,
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