■ Standbild: David und Goliath
„Frauen-Fragen: Mädels im Mediendschungel“, Montag, 21.45 Uhr, West 3
Man sah dem Beitrag an, daß es Karin Jurschick Vergnügen bereitet hat, den neuen Frauen- TV-Kanal TM 3 virtuos in Stücke zu reißen. Mit vielen intelligenten technischen Tricks führte sie die Protagonistinnen des Ultra-femi-light-Senders vor: Die Programmeinkäuferin Isabell Kunert konnte sich partout nicht an die selbst propagierte Zielgruppe der „modernen Frauen“ erinnern, TM 3-Beraterin Georgia Tornow erklärt hilflos, man müsse sich eben auch mit Dingen auseinandersetzen, „die wir bekloppt finden“.
Daß das feministische WDR- Magazin „Frauen-Fragen“ TM 3 bekloppt finden würde, war klar. Aber ein schöner Anlaß, einmal eine Sendung über die „Mädels im Mediendschungel“ zu machen, ist das merkantile Husarenstück des TM 3-Gründers Jochen Kröhne eben doch.
Auch Christine Kostrzewas Streifzug durch den Yellow- Press-Dschungel startete furios. Allerdings ging der Autorin schon auf halber Strecke die innovative Puste aus. Den Machern des bunten Hochglanzblättchens Allegra schlug sie ihre hochtrabenden Statements noch gehörig um die Ohren, indem deren Einlassungen auf der Bildebene mit den banalen Titelstories konterkariert wurden. Angesichts der alternativen Frauenzeitung 20den verfing sich die Autorin dann aber in distanzloser Sympathie: Ruhig und eindeutig freundlich ruhte die Kamera auf den Redakteurinnen. „Die hier sind gut, die anderen waren böse“, wollte man uns wohl sagen.
Natürlich rief Inge von Bönninghausen in ihrer Abmoderation auf, die kleine 20den-Redaktion mit einem Abo zu unterstützen. Und natürlich beklagte sie, daß so wenige Medienschaffende von der Frauenkulturbörse in Essen Notiz genommen hatten. Da war das Magazin längst ins altbekannte Fahrwasser geraten: Das Stück über die TV-Studie der NRW-Frauenministerin „Sexismus und Gewalt in den Medien“ war überdeutlich von dem Gefühl getragen, daß es angesichts dieser bitteren Bildschirm- Tatsachen immer noch viel zu tun gibt.
Schade, daß es so letztlich wieder bei dem Schema „klein = gut/ groß = böse“ und der „guten Nachricht zum Schluß“ blieb: Neuerdings wird das Moskauer ARD-Büro von einer Frau geleitet. Ein kleiner Schritt für die Menschheit. Aber ein großer für die Frauenfrage. klab
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