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Kohl greift nach den Sternen

■ Verhandlungen mit Frankreich um Spionagesatelliten – Projekt vor dem Abschluß?

Berlin (taz) – Wenn Bundeskanzler Helmut Kohl und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac morgen in Straßburg zusammenkommen, werden sie sich neben bodenständigen Themen wie der europäischen Integration auch überirdischen Dingen widmen. „Horus“ und „Helios“ werden Gegenstand dieses 65. deutsch-französischen Gipfeltreffens sein. Unter diesen Namen firmieren zwei Spionagesatelliten, mit denen Bonn den Einstieg in die militärische Nutzung des Weltraums plant. Allerdings konnte bislang noch keine Einigung über die Finanzierung des Projekts erzielt werden, dessen Kosten auf insgesamt knapp 30 Milliarden Mark veranschlagt werden.

Zwar gab die Bundesregierung schon im November letzten Jahres eine Beteiligung an dem Fotosatelliten Helios-2 bekannt, doch stecken die Verhandlungen seitdem fest. Bonn ist in weit stärkerem Maße an der Entwicklung des Radarsatelliten Horus interessiert, hat doch in dieser Technologie die deutsche Industrie die Nase vorn. Die geschätzten 7,5 Milliarden Mark, die die Bundesregierung in den nächsten zehn Jahren in militärische Weltraumaktivitäten stecken will, sollen der heimischen Rüstungsindustrie nicht verlorengehen. Und die Dasa-Tochter Dornier ist eine der führenden Herstellerinnen von Radartechnik in Europa. Deshalb pocht die Bundesregierung darauf, daß der deutschen Daimler-Benz Aerospace (Dasa) mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent die Systemführerschaft an dem Projekt übertragen wird, die französische Schwesterfirma Aerospatiale hätte dann das Nachsehen.

Doch noch als Wahlkämpfer ließ Präsident Chirac wissen, daß er von dieser Art der Zusammenarbeit mit der deutschen Konkurrenz nicht viel hält. Anders im Fall des französischen Fotosatelliten Helios-2. Da die Planungen für das drei Milliarden Mark teure Projekt praktisch abgeschlossen sind, bleiben für die deutschen Späteinsteiger allenfalls zehn Prozent der Aufträge übrig. Der deutsche Kostenanteil soll aber 15 Prozent betragen.

Mehr zum Schein hat man sich auch schon mal bei der Konkurrenz umgesehen. Nachdem das Interesse der Hardthöhe an den Satelliten bekannt wurde, bot der amerikanische Lockheed-Konzern ein Modell weit unter den europäischen Preisen an. Doch fürchtet man die dauerhafte Abhängigkeit von der amerikanischen Spionagetechnologie. Denn für das Verteidigungsministerium hängt an den Bildern, die künftig aus dem All übertragen werden sollen, nationales Prestige. Das neue Deutschland brauche, so ein Sprecher, die „Möglichkeiten satellitengestützter Aufklärung“ auch zur „raschen Eindämmung und Bewältigung von Konflikten“. dr Seite 5

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