piwik no script img

Bosniens Enklaven im Visier der Serben

■ 1.000 Granaten prasseln auf UN-Schutzzone Bihać / Karadžić: Goražde muß geräumt werden

Sarajevo/Pale/Berlin (dpa/AFP/taz) – Die Serben verstärken ihren Druck auf die UN-Schutzzonen in Bosnien-Herzegowina. Während der UN-Sondergesandte Yasushi Akashi gestern erklärte, die ostbosnischen Enklaven könnten von den Blauhelmsoldaten nicht verteidigt werden, schlugen die Serben in der nordwestbosnischen UN-Schutzzone Bihać zu. Truppen aus der serbisch besetzten kroatischen Krajina starteten zusammen mit Verbänden des abtrünnigen Muslimführers Fikret Abdić eine Großoffensive nördlich der Enklave, in der 205.000 Menschen leben. Dabei wurden laut Radio Sarajevo auch Kampfflugzeuge eingesetzt, die auf dem Flughafen Udbina in der Krajina gestartet waren.

Laut Berichten aus der bosnischen Hauptstadt haben die Kämpfe in den ersten Stunden mehrere Verletzte gefordert. Die UNO in Sarajevo bestätigte Angaben über die Kämpfe in Bihać zumindest teilweise. Beobachter der Friedenstruppen hätten im Norden der Enklave mehr als 1.000 Granateinschläge gezählt. In Bihać sind hauptsächlich Blauhelmsoldaten aus Bangladesch im Einsatz.

Wie um keinerlei Zweifel an den Absichten der Serben bei ihrem Vorgehen gegen die Enklaven aufkommen zu lassen, drohte deren Führer Radovan Karadžić gestern der UN-Schutzzone Goražde. Er forderte die dortigen Regierungstruppen ultimativ zur Kapitulation auf und verlangte die Räumung der Stadt. Entweder würden sich die Soldaten sofort ergeben oder seine Truppen würden angreifen, hieß es in einer von der bosnisch-serbischen Nachrichtenagentur Srna verbreiteten Erklärung Karadžićs. Wer den Muslimen militärisch zu Hilfe komme, müsse wissen, daß dies einen Krieg gegen die Serben bedeute.

In Goražde, der größten der drei ostbosnischen Enklaven, leben über 40.000 Menschen. Dort sind ukrainische und britische Blauhelmsoldaten stationiert. Den Angriffen auf Srebrenica und Žepa waren ebenfalls serbische Aufforderungen zur Räumung vorausgegangen. bs

Seiten 8 und 10

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen