piwik no script img

Einmal Staaken

■ Bauarbeiter, Rückspiegel etc. Eine Taxigeschichte von H. P. Daniels

Er arbeitet auf 'm Bau, sagt er. Bauarbeiter erzählen immer viel. Bauarbeiter gehen immer in die Kneipe nach der Arbeit: Bierchen trinken mit den Kumpels.

„Mensch, det jibt's ja janich. Bin ick wieder hacke heute. Aba sach doch mal selba: für wat leb ick denn, wenn ick nach de Maloche nich mal mehr 'n Bierchen trinken darf? Is doch Scheiße, wa? Wir ham da bei uns 'n Neuen, der trinkt nie een Troppen, der Heinz. Kannste dir det vorstellen? Det jibt's ja jarnich!“

Bauarbeiter machen gerne Würfelspiele oder kloppen Karten.

„Heute uff de Pause hatta mich abjezockt, aba orjinal, sag ick dir. Zweehundert Märker hab ick jelassen. Jibt's ja jarnich! Aber nächste Woche muß der bluten, schwör ick dir; hol ick mir allet zurück. Zweehundert Äppel, gloobste det?“

Er ist Dachdecker, sagt er. Dachdecker haben immer einen Hammer am Gürtel baumeln.

„Neulich sind wa nich fertich jeworden. Denn ham wa allet offenjelassen. Nur so'n paar Plastikplanen rüber, wa. Da is' uns die Muffe jejangen, det jibt's ja jarnich; dasset nich regnet in der Nacht. Det is 'n Entlassungsgrund, wenn de 'n Dach offenläßt, schwör ick dir. Wenn da erst mal die Scheiße rinlooft, denn haste aba Trauer. Det is denn ein Theater, det jibt‘s jarnich!“

Auf der Heerstraße sagt er: „Los, jib Jummi, Junge, ick muß nach Hause, ick hab's eilig! Nu kiek dir den mal an da vorne: Det jibt's ja jarnich. Ein Idiot. Wat macht der denn? Pennt der oder wat? Los, nimm 'n uff de Hörner, schieb 'n weg, den Penner! Also, det jibt's ja jarnich. Wo der sein Führerschein jemacht hat, möcht ick mal wissen. So ein Penner. Haste sowat schon mal jesehn?“

Der Dachdecker tobt auf der Rückbank, gestikuliert wild mit den Armen, rudert, paddelt, kommt mit dem Oberkörper zwischen den Vordersitzen durch, kreischt, krakeelt, schreit, brüllt: „Det jibt's ja jarnich! Det jibt's ja jarnich!“.

Er kommt mit dem Oberkörper noch weiter nach vorne, schlägt mit der Hand auf den Rückspiegel, fällt in den Sitz zurück und sagt ganz leise: „Ick glaube, jetzt hab ick dir dein Ding da verdreht. Tschuldijung!“

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen