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Eine Demokratie weniger in Afrika

■ Militärputsch auf São Tomé und Principe / „Zeit für eine neue Führung“

São Tomé (AP/taz) – In dem westafrikanischen Inselstaat São Tomé und Principe, dem zweitkleinsten Staat Afrikas, hat es gestern einen Militärputsch gegeben. Präsident Miguel Trovoada und Verteidigungsminister Alberto Paulino wurden von Soldaten festgenommen, und im Fernsehen erklärte ein Leutnant namens Quintes Almeida: „Es ist die Zeit für eine neue Führung gekommen. Sie muß vom Militär gestellt werden.“ Zuvor hatte er die Bevölkerung aufgerufen, die weitere Entwicklung zu Hause abzuwarten. Auf Plünderer werde geschossen. Almeida sagte, er vertrete die „neue Militärgeneration“.

São Tomé war eine der ältesten europäischen Kolonien Afrikas, wo seit dem 15. Jahrhundert Plantagenwirtschaft mit Sklavenhaltung stattfand. Nach der Unabhängigkeit von Portugal 1975 entstand ein sozialistischer Einparteienstaat. Eine tiefe Wirtschaftskrise führte schließlich zu politischen Reformen, und 1990 wurde São Tomé zu einer der ersten Mehrparteiendemokratien Afrikas. 1991 gewann die frühere demokratische Opposition die ersten freien Wahlen. Heftige Gewerkschaftsproteste gegen ein Sparprogramm brachten aber bei vorgezogenen Parlamentswahlen 1994 die alte Einheitspartei wieder an die Regierung. Auch sie hat aber die Wirtschaftskrise nicht beilegen können. Soldaten sagten gestern, sie hätten seit einem halben Jahr keinen Sold mehr bekommen. D.J.

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