: Zaire setzt Ausweisungen fort
■ Über 1.000 Flüchtlinge pro Tag sollen nach Ruanda zurück
Kinshasa/Kigali/Goma (AFP/ AP/rtr) – Die Regierung in Zaire hat gestern mit der Ausweisung weiterer ruandischer Flüchtlinge begonnen. Nach UNO-Angaben wurden gestern 1.500 Menschen mit Bussen und Lastwagen über die Grenze gebracht und abgesetzt. Wie ein Sprecher des UN- Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Fernando del Mundo, mitteilte, wurden allein am Vormittag etwa 300 Menschen aus dem Lager Mugunga bei Goma in sechs Lastwagen zur ruandischen Grenzstadt Gisenyi gebracht. Die zairischen Behörden hätten mitgeteilt, daß sie die Ausweisung von mindestens 1.000 Menschen pro Tag planten, sagte del Mundo.
Das Lager Mugunga ist mit etwa 220.000 Bewohnern eines der größten Flüchtlingscamps der Welt. Als zairische Soldaten gestern früh das Lager betraten, fielen nach Berichten von Hilfsorganisationen Schüsse. Unterkünfte seien in Flammen aufgegangen. Sprecher von Hilfsorganisationen sagten, die zairische Regierung wolle offenbar die internationale Reaktion testen und dann entscheiden, ob sie die Abschiebung der einen Million ruandischer Flüchtlinge fortsetzen werde.
Nach ruandischen Angaben wollte Zaire bis gestern abend 10.000 ruandische Flüchtlinge ausweisen. Ruandas Informationsminister Jean-Baptiste Nkuliyingoma sagte, der Gouverneur der zairischen Provinz Nord-Kivu habe mitgeteilt, die Flüchtlinge sollten jetzt „mit erhöhter Geschwindigkeit“ abgeschoben werden. In Gisenyi auf der ruandischen Seite der Grenze arbeitet seit Sonntag ein Krisenstab aus Vertretern der ruandischen Regierung, der Streitkräfte, des UNHCR, des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) und anderer Hilfsorganisationen.
Die französische Regierung bestritt unterdessen, noch während des Völkermordes in Ruanda 1994 die damaligen Regierungstruppen unterstützt zu haben. In einer Reportage des britischen Fernsehsenders BBC hatte es unter Berufung auf einen belgischen UN-Offizier geheißen, noch im April 1994 habe Frankreich kistenweise Munition an die Regierungsarmee geliefert. Das französische Außenministerium erklärte, es habe seit August 1993 weder Waffen noch Munition nach Ruanda geliefert.
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