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Althans beklagt Falschdarstellung

■ Neonazi verzögert Urteil durch aberwitzige Beweisanträge

Berlin (taz) – Was haben der rechte englische Historiker John Irving, der Herausgeber des Spiegel, Dutzende von Journalisten, eine Expertin für Schimpfwortwissenschaft, ein Gutachter für internationales Recht und der in Kanada lebende Nazi Ernst Zündel gemeinsam? Sie alle führte der Neonazi Bela Ewald Althans, der sich wegen Volksverhetzung, der Leugnung des Holocaust und der Verunglimpfung der Bundesrepublik vor Gericht verantworten muß, gestern als Zeugen für seine „wahre Haltung“ an: daß er sich bereits vor Jahren vom Nationalsozialismus losgesagt habe.

Der Hauptdarsteller des Dokumentarfilms „Beruf Neonazi“ sorgte gestern vor dem Berliner Landgericht mit einer phantasievollen Liste von über vierzig Beweisanträgen dafür, daß die für gestern vorgesehene Urteilsverkündung auf nächsten Dienstag verschoben werden mußte. Äußerlich machte Althans einen fast bemitleidenswerten Eindruck. In der neunmonatigen Untersuchungshaft hat er einiges an Gewicht verloren. Die hellgrüne Leinenhose ist mindestens eine Nummer zu groß, das Gesicht blaß, die Augenringe tief und dunkel. Doch der äußere Schein trügt. Sein rhetorisches Talent und seine Phantasie bei der Aufstellung von „entlastenden“ Zeugen haben hinter Gittern nicht abgenommen. Im Gegenteil. Für Althans, für den die Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche drei Jahre Haft beantragt hatte, steht fest: „Ich wurde bewußt verfälscht dargestellt.“ Staat und Presse ignorierten seinen Wandel. Er habe das Angebot des Regisseurs Winfried Bonengel, einen Film über ihn zu drehen, lediglich „als Strohhalm ergriffen“, um seinen Ausstieg „effektvoll“ nachvollziehbar zu machen, sagte er gestern vor Gericht.

Von den Hilfsbeweisanträgen blieben nach Beratung mit seinem Anwalt ganze sechs als Hauptbeweisanträge übrig, über die das Gericht bei Redaktionsschluß noch beriet. Barbara Bollwahn

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