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BUND warnt vor Ultra-Gift

■ Ein beliebtes deutsches Pflanzenschutzmittel auch im baden-württembergischen Grundwasser: Es gibt zuwenig Schutzgebiete. Von Christian Rath

Von Christian Rath

Berlin (taz) – Der BUND hat ein neues „Ultra-Gift“ ausgemacht. Es heißt Dichlobenil und ist Bestandteil zahlreicher Pflanzenschutzmittel für den Forst- und Gartengebrauch. „Compo“ und „Ustinex CN“ sind nach Angaben des baden-württembergischen BUND-Landesvorsitzenden Hans-Jörg Breitinger die bekanntesten. Nachdem Dichlobenil, das bei Ratten Leberschäden auslöst, im baden-württembergischen Trinkwasser gefunden wurde, schlug Breitinger Alarm: „Dichlobenil muß verboten werden.“

Da für ein Verbot aber die Bundesministerien für Umwelt und Gesundheit zuständig sind, atackiert Breitinger vor allem den baden-württembergischen Umweltminister Harald B. Schäfer (SPD). Dieser habe beim Ausbau der Wasserschutzgebiete im Ländle „völlig versagt“. Denn während fast ein Drittel der Landesfläche als Einzugsgebiet für die derzeit betriebenen Brunnen gilt, sind erst 19 Prozent der Fläche auch rechtlich als Wasserschutzgebiet ausgewiesen. Zwar dürfen Dichlobenil und andere gefährliche Pflanzenschutzmittel schon jetzt nicht in Trinkwasserschutzgebieten angewandt werden, angesichts der vielen noch ungeschützten Einzugsgebiete ist das aber nicht ausreichend.

Das sieht man im Schäfer-Ministerium eigentlich nicht anders. Bis 1998 will man deshalb den Anteil der Schutzgebiete auf 29 Prozent ausweiten. Schon die Koalitionsvereinbarung der Stuttgarter „großen Koalition“ sah eine Aufstockung auf 25 Prozent vor.

Peter Hebel, der Sprecher des Umweltministeriums, glaubt, daß die Ausweitung von Schutzgebieten „eben einfach nicht schneller geht“. Immerhin ist vor Ort nicht nur der Widerstand von BäuerInnen auszuräumen, auch die betroffenen Kommunen sind in der Regel keine begeisterten Anhänger des Wasserschutzes, da die Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten behindert wird. „Trotzdem steht Baden-Württemberg im Bundesdurchschnitt schon ganz gut da“, relativiert Nik Geiler vom AK Wasser des Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) die BUND-Kritik. In anderen Bundesländern sei oft nur weniger als zehn Prozent der Landesfläche unter Schutz gestellt.

Ministeriumssprecher Peter Hebel hält die Angriffe des BUND aber auch in Sachen Dichlobenil für „sachlich unbegründete Panikmache“. Nur in zwei von hundert Grundwasserproben sei das Pflanzengift gefunden worden. „Die Konzentration betrug nur 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser. In Obst sind Konzentrationen bis zum 10.000fachen möglich.“ Der BUND-Vorsitzende sieht dennoch keinen Grund zur Beruhigung. „Immerhin ist Dichlobenil in Deutschland der dritthäufigste Herbizidwirkstoff.“

Nach Ansicht der Bündnisgrünen im Stuttgarter Landtag ist das Grundwasser in Baden-Württemberg ohnehin besonders schützenswert. Denn der Boden ist durchlässiger als andernorts. Große Teile des Landes sind schon von der Bodensee-Fernwasserversorgung abhängig.

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