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Jusos suchen neuen Kopf

■ Richtungsentscheid bei der Wahl eines neuen Vorsitzenden

Bonn (taz) – Die SPD treibt die Furcht um, ihre angeschlagene Nachwuchsorganisation könne allmählich in der politischen Bedeutungslosigkeit versinken. Auch in der Mutterpartei werden die Jusos kaum noch ernst genommen, seitdem nach dem Scheitern des Bundeskongresses von Gera im Mai die Wahlen zur Juso-Verbandsspitze für ungültig erklärt worden waren. Am Sonntag erhoffen sich viele Jungsozialisten nun einen neuen Aufbruch: Ein Sonderbundeskongreß in Bonn soll einen neuen Bundesvorsitz wählen, der den zerstrittenen Laden eint und verlorenes Terrain zurückgewinnt.

Wenig Illusionen über die gegenwärtige Bedeutung der Jusos für die SPD-Parteispitze macht sich auch Kandidat Stephan Grüger: „Die haben seit Gera nur noch ein müdes Lächeln für die Jusos.“ Einen Neuanfang, die Überwindung alter Blockaden und auch einen „neuen Politikstil“ verspricht der 29jährige Student. In Gera war er nur knapp dem Ex-Juso-Chef und Vertreter der traditionalistischen Linken, Thomas Westphal, unterlegen. Die Wahlergebnisse von Gera, so befand der SPD-Parteivorstand, aber waren wegen Unregelmäßigkeiten ungültig. Das Etikett „Juso-Linke“ spricht Grüger seinen Gegnern innerhalb des Verbandes ab: Er selbst hat sich eine „Erneuerung der Juso-Linkswende“ von 1970 vorgenommen.

Etwa gleich gute Chancen wie Grüger werden bei den Jusos der 25jährigen Studentin Andrea Nahles eingeräumt. Die Juso-Landeschefin von Rheinland-Pfalz sieht die Bedeutung der Jusos darin, „eine Art Brückenfunktion zwischen SPD und Grünen“ zu bilden und dazu beizutragen, „die rot-grüne Machtoption mit Inhalt zu füllen“. Da Westphal eine eigene Kandidatur zurückzog, nachdem Nahles antrat, werden voraussichtlich viele Stimmen seiner Mitstreiter auf die Germanistik- und Politilogiestudentin entfallen.

Angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse zwischen den beiden großen Lagern innerhalb der Jusos könnten die Stimmen für die zwei Außenseiterkandidaten die Partie zwischen Grüger und Nahles entscheiden: Für den trotzkistischen „Linksruck“-Zirkel tritt Ahmed Schah aus Hamburg an. Sascha Jung aus Leipzig wird dem wenig einflußreichen, national betonten „Hofgeismarer Kreis“ zugerechnet. Mon/wei

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