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"Ich bin doch nicht Jesus"

■ Beckenbauer - ein überaus pietätvolles Premiere-Portrait, uncodiert um 20.15 Uhr

Es war kein Trainer, sondern ein Tenor, der als erstes die wahre Größe Franz Beckenbauers erkannte. 1978 in New York hatte Luciano Pavarotti den Libero gebeten, ihn nach einem Konzert doch in seiner Garderobe aufzusuchen. Beckenbauer kam, und Pavarotti sank – „Maestro, welch eine Ehre!“ – vor ihm auf die Knie. Da Beckenbauer damals noch Zweifel an seiner Auserwähltheit hegte, trieb ihm die Szene die Schamesröte ins Gesicht. Er versuchte vergeblich, den Sänger aufzurichten: „Ich bin doch nicht Jesus.“

Oder etwa doch? Irgendwann in seiner langen Laufbahn muß dem Fußballer aufgegangen sein, daß er tatsächlich mit dem „lieben Gott“ (Beckenbauer) im Bunde steht. Das macht zumindest die von Premiere als Dokumentation angekündigte Hommage „Stationen meines Lebens“ glauben, worin der zweimalige Weltmeister gesteht, „eine überirdische Hand“ habe an seiner glanzvollen Karriere mitgewirkt.

Der 90minütige Film des Pay- TV-Senders, für den Beckenbauer regelmäßig Fußballspiele und Golfturniere kommentiert, wurde letzte Woche in einem Hamburger Kino uraufgeführt. Das Filmtheater gehört der Ufa, die Beckenbauers Medienjobs bei Premiere, RTL und Bild vermarktet. Ein Deal, der ihm bis 1998 eine Million Mark pro Jahr garantiert.

Mit einem entsprechend herzlichen „grüß Gott“ betrat der „Kaiser“ die Stätte seiner Huldigung, an der sich über 100 Presseleute sowie – als einziger Vertreter der balltretenden Zunft – Günter Netzer eingefunden hatten. Eng gedeckt wurde Beckenbauer von Premiere-Sportchef Michael Pfad, der im Film die zweite Hauptrolle spielt. Das Portrait besteht nämlich zum großen Teil aus Gesprächen, die der TV-Mann mit der „Lichtgestalt des deutschen Fußballs“ in aller Welt geführt hat – auf renommierten Rasenflächen, in First-class-Hotels und auf den Straßen von München-Giesing, wo Beckenbauer als Bub „barfuß mit Tennisbällen auf Kellerfenster“ bolzte.

Den verbalen Doppelpaß mit seinem Idol übt Pfad mit einer Pietät aus, wie man sie ansonsten nur noch in den Todesanzeigen der FAZ antrifft. Gelegentlich unterbrochen wird die Innigkeit durch Bilder berühmter Begegnungen sowie durch Statements etwa der Mutter („pflegeleichtes Kind“), zweier Schulkameraden („ehrgeizig“) oder seiner grantigen Jugendtrainer („Er war mal in einer kritischen Phase“).

Auf dem Pfad der Erleuchtung gelangen Sportsmann und Sekretär am Ende nach Kitzbühel, dorthin, so Beckenbauer, „wo du total in einer schönen Berglandschaft bist“. Hier hoffe er „eines Tages festzustellen, was unser Dasein für einen Sinn hat“ – und herauszufinden, warum seine dritte Ehefrau Sybill ihm noch immer kein Kind geschenkt hat. Da wolle, vermutet Franz, „die überirdische Hand“ wohl nicht mehr ins Spiel eingreifen. Helmut Monkenbusch

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