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Extremist gewählt

Die nordirischen Unionisten entscheiden sich für David Trimble als neuen Vorsitzenden  ■ Aus Dublin Ralf Sotscheck

Es war das Ergebnis, das britische und irische PolitikerInnen am meisten gefürchtet hatten: Die Ulster Unionist Party (UUP), Nordirlands größte Partei, hat am späten Freitag abend den 50jährigen Rechtsaußen David Trimble mit deutlicher Mehrheit zum neuen Vorsitzenden gewählt. Trimbles politische Vergangenheit läßt für den nordirischen Friedensprozeß nichts Gutes erhoffen.

Bestürzte Reaktionen in Dublin

Der Jurist begann seine politische Karriere 1975 in der streng anti- katholischen Vanguard-Partei. 1978 trat er der UUP bei und stieg schon bald in den Parteivorstand auf. Bis zu seiner Wahl ins Londoner Unterhaus im Jahr 1990 war er Dozent für Rechtswissenschaften an der Belfaster Queen's University. Katholische Studenten beschwerten sich oft, daß Trimble jedes Privatgespräch mit ihnen verweigerte. Bei seinen Parteifreunden gilt er als „Choleriker, der niemals lächelt“.

Sein Extremismus, den viele Beobachter für einen Nachteil bei der Wahl am Freitag hielten, hat die Stimmung bei den Unionisten – sie treten für die Union mit Großbritannien ein – offenbar jedoch genau getroffen und ihm zum überraschenden Wahlsieg verholfen. Im Sommer, als die protestantischen Logen den 305 Jahre zurückliegenden Sieg Wilhelms von Oranien über seinen katholischen Widersacher Jakob II. feierten, stand Trimble neben dem reaktionären Pfarrer Ian Paisley an der Spitze des Triumphzuges, der durch katholische Wohnviertel führen sollte. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, in die auch Trimble verwickelt war, während die anderen UUP-Politiker zu Hause geblieben waren. Die Parteibasis honorierte seinen Einsatz nun.

In Dublin hat die Wahl Bestürzung ausgelöst. Das Ergebnis wird als gestreckter Mittelfinger der Unionisten für den Friedensprozeß gewertet, der nach der Absage des anglo-irischen Gipfels am vergangenen Mittwoch ohnehin in der Krise steckt. Trimble hat bisher den Kontakt zu Dubliner PolitikerInnen sorgfältig gemieden. Offiziell macht man jedoch gute Miene zum bösen Spiel. Der irische Premierminister John Bruton begrüßte Trimbles Wahl und sandte seine „wärmsten Glückwünsche“. Die katholischen Sozialdemokraten Nordirlands haben „keine Zweifel, daß wir gut mit ihm und seiner Partei zusammenarbeiten“ werden. Und selbst Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams vom politischen Flügel der IRA freut sich offiziell auf den „Dialog mit den Unionisten“.

Vorbedingungen von der IRA verlangt

Dazu wird es vorerst aber nicht kommen, das machte Trimble gleich in seiner Antrittsrede deutlich: Die Herausgabe sämtlicher IRA-Waffen reiche ihm keineswegs, um sich mit Sinn Féin an einen Tisch zu setzen. Darüber hinaus müsse die IRA ihre Kommandostrukturen abbauen und sich auflösen. Paisley und seine Parteigenossen frohlockten gestern bereits, daß man dank Trimbles Wahl auf dem besten Weg zu einer „vereinigten unionistischen Front“ sei.

Britische und irische Regierungsbeamte treffen heute in London zusammen, um über die weitere Strategie im Friedensprozeß zu beraten und den abgesagten Gipfel doch noch zu ermöglichen. Bruton will inzwischen auch ohne Plazet Sinn Féins dem britischen Vorschlag für eine internationale Kommission zustimmen, die sich mit der Ausmusterung der Waffen auf beiden Seiten beschäftigen soll. Die Regierung in London muß dagegen künftig noch vorsichtiger agieren, will sie es sich nicht mit Trimbles UUP verderben, von deren Stimmen sie im Unterhaus abhängt.

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