: Friedenspreisträgerin mit satanischem Witz
■ Annemarie Schimmel meinte 1989, der Autor Salman Rushdie gehöre umgebracht
Berlin (taz) – Die Friedenspreisträgerin Annemarie Schimmel hat indirekt eingeräumt, 1989 über Salman Rushdie gesagt zu haben, er gehöre umgebracht. Das geht aus einem Brief hervor, den die 73jährige Orientalistin einer Zeugin ihrer Äußerung geschickt hat.
Gegenüber der taz bestätigte gestern die Mitarbeiterin der Aachener Volkshochschule, Lukrezia Hartmann, daß Annemarie Schimmel ihr vor einigen Wochen einen entsprechenden Brief geschickt hat. Hartmann war 1989 Zeugin, wie Schimmel im Anschluß an eine Lesung in kleiner Runde im Restaurant abfällige Bemerkungen über Rushdie machte. Einige Wochen zuvor hatte Ajatollah Chomeini zum Mord an dem Autor der „Satanischen Verse“ aufgerufen. Darauf angesprochen, erklärte Schimmel, Rushdie gehöre umgebracht. In dem Schreiben räumt Schimmel ein, sie „hätte niemals eine so dumme, mißverständliche Bemerkung machen dürfen“. Sie selbst erinnere sich zwar nicht an die Äußerung, habe aber „die schlechte Angewohnheit“, gelegentlich „Ausdrücke wie ,den könnte ich umbringen‘ oder ,den könnte ich in den Rhein werfen‘ und ähnlichen Blödsinn“ zu sagen. Der ebenfalls anwesende Buchhändler Peter Klein hat an Eides statt erklärt, Schimmel habe aus Rushdies Namen die Aufforderung „rush die!“ („Schnell, stirb!“) gemacht.
Annemarie Schimmel bestätigte gestern gegenüber der taz, den Brief an Hartmann geschrieben zu haben. Was sie 1989 gesagt habe, wisse sie jedoch nicht mehr, „und ich weiß auch nicht, wie die Leute das noch so genau wissen wollen“. Ihr Brief lag auch dem Stiftungsrat des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vor, als dieser am Montag die Preisvergabe erneut bestätigte. Der Sprecher des Börsenvereins, Eugen Emmerling, sagte gestern, bei Schimmels Äußerungen handele es sich lediglich um „burschikose Formulierungen“.
Der mit 25.000 Mark dotierte Preis soll am 15. Oktober von Bundespräsident Roman Herzog in der Frankfurter Paulskirche überreicht werden. Vor der Kirche will dann Buchhändler Peter Klein stehen – für ihn „stinkt die Preisvergabe zum Himmel“. Thomas Dreger
Dokumentation des Briefes Seite 2
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