Das Portrait
: Japans Macher

■ Ryutaro Hashimoto

Ryutaro Hashimoto, 58, fasziniert viele Japaner. Sein gutes Aussehen ist Legende. Mit Elvis Presley vergleichen ihn die Illustrierten, Japans Modeschöpferorganisation wählte ihn bereits zum bestgekleidetsten Mann des Landes. Gestern wählte Japans größte Regierungspartei, die Liberaldemokraten (LDP), diesen Mann zum neuen Vorsitzenden.

Ryutaro Hashimoto Foto: rtr

Der neue Parteichef soll nun die seit Jahren unter ständig sinkender Popularität leidende LDP wieder beim Volk beliebt machen. Schon im nächsten Frühjahr wird mit vorgezogenen Neuwahlen gerechnet. Bis dahin soll Hashimoto, derzeit nur Miti- Wirtschaftsminister, den glücklosen Sozialdemokraten Tomiichi Murayama an der Spitze der Regierungskoalition aus Liberal- und Sozialdemokraten ersetzen. Hashimoto gilt jetzt schon als Japans nächster Premier.

Dabei scheint ausgeschlossen, daß der Westen Hashimotos Namen genauso schnell vergessen wird, wie die vieler anderer japanischer Partei- und Regierungschefs vor ihm. Der neue Spitzenmann liebt es, den Westen zu provozieren: Ob beim Handelsstreit mit Amerika oder im ewigen Ringen um die japanische Kriegsvergangenheit – Hashimoto klagt an. Er wirft den Amerikanern Verrat ihrer marktwirtschaftlichen Prinzipien vor und verteidigt Japans Verhalten im Zweiten Weltkrieg, indem er speziell den Krieg mit Amerika als unvermeidlich darstellt. Nicht umsonst betont Hashimoto seit Jahren, daß Japan seine Wurzeln in Asien und nicht im Westen habe. Gebe es bereits eine politische Bewegung für die vieldiskutierte „Reasiatisierung Japans“ – Hashimoto wäre ihr Fahnenträger.

Doch nicht als Ideologe hat Hashimoto die Japaner bislang überzeugen können, sondern als vielbewunderter „Macher“ und einer der wenigen Politiker seines Landes, die auf der internationalen Ebene Standvermögen zeigen. Sein größter Erfolg kam erst in diesem Sommer, als er mit einem in letzter Minute ausgehandelten Kompromiß um Autohandelsquoten einen offenen Sanktionskrieg zwischen Japan und den USA verhinderte. Hashimoto ging dabei als Sieger aus den Verhandlungen mit US-Handelsminister Mickey Kantor hervor. „Japan ist keine unreife Demokratie, die die Meinung ihrer Bürger unterdrücken kann“, pflegt Hashimoto denen zu sagen, die seine Auftritte für zu lautstark halten. Dabei weiß er Meinungsumfragen hinter sich, die ihn seit über einem Jahr als populärsten Politiker des Landes ausweisen. Georg Blume