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Mit Qui Gong auf die Birne

■ Shaolin-Kampfmönche auf Europa-Tournee / Kung-Fu-Show westlich „veredelt“

Natürlich kommen sie im orangenen Fummel in die Bremer Stadthalle: Herr Shi Wan Heng und die Seinen. Für die Presse tun sie alles, sind ganz die exotischen Kung-Fu-Mönche. Meditieren zwei Sekunden lang. Hauen mal eben mit dem bloßen kahlrasierten Schädel eine beeindruckende Gußeisenstange in drei Teile. Treten sich in die Eier. Schieben einen Knirps von fünf Jahren vor, altertypisch ohne Schneidezähne, der zeigt perfektes Bodenturnen und kann schon feindselige Blicke schleudern. It's Kloster-Showtime, now what?!

Gestern kam die Shaolin-Truppe in Bremen vorbei, um Promotion zu machen für einen Bremer Auftritt am 25. Oktober. Zwischenstop auf dem Weg nach Emden, wo sie heute abend in „Wetten daß...“ auftreten. 25 Meister des chinesischen Kung-Fu-Klosters Shaolin sind auf Europa-Tournee. Eigentlich sind die als „Kampfmönche“ vermarkteten Klosterbrüder Turnschuh-Chinesen in Sportswear, zölibatär zwar, aber reisegewohnt, dem Bierchen nicht abhold, Fleischesser. Der Chef, Abt Shi Wan Heng, ist 76 und macht für die Show noch mal den Spagat.

Shaolin-Mönche dürfen auf eine 1.500 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Sie sehen zwar aus wie die friedlichen Hiroshima-Mahner, die Buddhisten mit der Trommel. Traditionell waren die Shaolin-Mönche allerdings nicht selten Krieger im alten China. Noch heute operieren sie mit allerlei scharfen Waffen. Mit endlosen Meditationen und fürchterlich harten Übungen gelingt es ihnen, „Energien“ in ihrem Körper „hin- und herzuschieben“, so daß sie überall eine Art unsichtbaren „Airbag“ entstehen lassen können. Dort tut nichts mehr weh. In der „durch europäischen Show-Know-How veredelten“ Show wird das dann so aussehen: Ein Mönch wird mit der Kraft seines Halses einen vollbesetzten PKW wegschieben, als Schubstange dienen Speere, die Spitzen sind natürlich gegen seinen Hals gerichtet.

„Qui Gong“, die Beherrschung der Energie, ist das Credo nicht nur dieser Mönche. Daß sie ihre eigene Energie perfekt beherrschen, steht außer Zweifel und wird eindrucksvoll gezeigt. Daß die Mönche die Energie ihre europäischen Vermarkter keineswegs beherrschen, ist ebenso offensichtlich.

Promoter Herbert Fechter („kein doppelter Boden, nix Copperfield, wo Heller mit den begnadeten Körpern aufhörte, fangen wir an“) richtet sich mit seiner Show an „Kampfkunst-Interessierte, Esoteriker, China-Freunde“. Genau da liegt das Problem – er wird alle enttäuschen. Kung-Fu kennen wir aus dem Fernsehn besser. Die Meister dort können sogar fliegen. Esoteriker werden sich schaudernd von dem zweistündigen Showgedöns abwenden. Und China-Freunde werden mehr über sich selbst als über China lernen. Wetten daß? Bus

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