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Ein Umweltrat wie die Bundesbank

■ Misereor und BUND stellen Zukunftsstudie vor / Umweltministerin Merkel spricht von Maximalforderungen

Bonn (taz) – Misereor hat bei der Vorstellung einer Studie für ein „zukunftsfähiges Deutschland“ die Einrichtrung eines Rats für ökologisch nachhaltige Entwicklung gefordert. Reinhard Hermle, Leiter der Entwicklungspolitik-Abteilung des kirchlichen Hilfswerks, sagte gestern in Köln: „Wir brauchen einen solchen Rat, der mit hoher moralischer Autorität und eigenen Kompetenzen die Politik der Bundesregierung begleiten kann.“ Vorbild könne die Bundesbank sein, die in ihrem Handeln durchaus auch im Widerspruch zur jeweiligen Politik der Bundesregierung stehen könne.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Misereor präsentierten gestern in Köln die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland – ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung“. Kernpunkt der Studie ist die Forderung, den Energie- und Ressourceneinsatz in Deutschland bis zum Jahr 2050 um 80 bis 90 Prozent zu vermindern. Der Grund: „Der Kuchen muß gleichmäßig verteilt werden zwischen Nord und Süd. Und für zukünftige Generationen muß auch etwas übrigbleiben“, sagte Angelika Zahrnt vom BUND. Als Einstieg schlagen die WissenschaftlerInnen des Wuppertal-Instituts, die die Studie erstellt hatten, eine ökologische Steuerreform vor. Außerdem müsse in den nächsten 15 Jahren der Landverbrauch für Straßen und Siedlungen auf Null zurückgeführt werden und die Landwirtschaft auf ökologischen Landbau umgestellt werden. Der Ausstieg aus der Atomenergie sei außerdem unumgänglich.

Bundesumweltministerin Angela Merkel quittierte diese Forderungen gestern in Köln mit den Worten: „Das sind Maximalforderungen.“ Trotzdem halte sie die Studie für einen guten Ansatz. Anderer Meinung waren Dritte-Welt- AktivistInnen des Buko. Sie protestierten mit einem Transparent „Am deutschen Ökowesen... Nachhaltige Entwicklung gleich nachhaltige Herrschaft“. Hermann-Josef Tenhagen

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