: Die Logik des Nulltarifs
„Angeklagter, geben Sie die Beförderungserschleichung zu?“
„Bahnfahren ist aktiver Umweltschutz!“
„Sie gestehen also Ihre Tat?“
„Der Platz war doch sowieso frei, die Bahn fährt auch ohne mich.“
„Aber man muß trotzdem bezahlen.“
„Sehen Sie, Sie schränken den Zahlzwang ein, Sie sagen ,trotzdem‘.“
„Jeder ist verpflichtet, eine Fahrkarte zu lösen.“
„Sogar, wenn ich nicht gefahren wäre?“
„Selbstverständlich nicht!!!“
„Wäre das nicht das gleiche wie das Bezahlen für einen ohnehin freien Platz?“
„So etwas ist einfach unbezahlbar.“
„Und deshalb soll der Steuerzahler die von ihm finanzierte Bahn zweifach bezahlen?“
„Für eine Flasche Bier werden Sie doch auch zur Kasse gebeten.“
„Doch nicht für eine Flasche voll ,Nichts‘, die ich erst füllen muß.“
„Was wäre, würden alle so denken wie Sie?“
„Dann wären die Autobahnen leerer und die Eisenbahnen voller!“
„Falsch. Das liefe darauf hinaus, daß keine Züge mehr fahren könnten.“
„Also braucht die Bahn den Fahrgast – und wer gebraucht wird, schafft an. Warum gibt es nicht wenigstens billige, last-minute-tickets?“
„Da rechnet sich sogar der Nulltarif günstiger.“
„Euer Ehren, soll das heißen, Freifahrt für freie Bürger?“
„Im Voll-Zug schon immer, Angeklagter.“ Kaspar Heuser
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