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Stiefkind Fachhochschule

■ Zwei Drittel der Erstsemester gehen lieber zur Universität

„Eine Veränderung der Studentenströme in Richtung der Fachhochschulen“, so wie sie der Wissenschaftsrat seit dem Jahre 1970 für die bundesrepublikanische Studienlandschaft erhofft, ist trotz der miserablen Bedingungen an den Universitäten nicht in Sicht. So registrierten Fach- und Verwaltungshochschulen bundesweit einen Rückgang der Ersteinschreibungen zum Vorjahr um 14,5 Prozent. In Brandenburg schrieben sich zum Sommersemester 1995 dieses Jahres an den Fachhochschulen (FH) lediglich 116 StudentInnen ein. Ein Jahr zuvor waren es noch 143. In Berlin ging die Zahl von 1.195 auf 1.088 zurück.

Während die Neueinschreibungen an der Technischen Fachhochschule Berlin auch im Wintersemester 1995/96 um 10,9 Prozent im Vergleich zum vorangegangen Winterhalbjahr abnahmen, erfreut sich die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft immerhin steigender Beliebheit.

Trotzdem: „Mehr als 80 Prozent aller Studierenden“, so eine Analyse der Hochschulrektorenkonferenz, streben eine „berufsbefähigende Qualifikation durch ein Hochschulstudium“ an. 65,5 Prozent der AnfängerInnen schreiben sich dann tatsächlich an Universitäten und gleichgestellten Hochschulen ein, und nur 34,5 Prozent nehmen ein Fachhochschulstudium auf. Der Haken an der Sache: „Die Ausbildung im Universitätsbereich führt, gemessen an den Beschäftigungsmöglichkeiten der Absolventen, in manchen Bereichen zu einer Überqualifizierung“, so die Rektoren.

„Das Studier- und Immatrikulationsverhalten ist zwar immer wieder eine Größe mit vielen Unbekannten“, so Dr. Wolfgang Franz, Pressesprecher an der Fachhochsule für Technik und Wirtschaft (FHTW) in Berlin-Karlshorst, „vermutlich ist aber das soziale Ansehen nach wie vor größer, wenn man eine Universität absolviert hat.“ Ansonsten sehe er eine relative Gleichbehandlung der AbsolventInnen. „Was unsere Ingenieure und Betriebswirte betrifft, so ist die individuelle Nachfrage von Unternehmen nicht minder groß. Die Gehälter in der Startphase sind auch gleich.“ Gute FH- Absolventen können auch zur Promotion zugelassen werden. „Ohne Ochsentour, Vorexamen und weiteres Examen“, weiß Werner Franz. Kathi Seefeld

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