: Täter und Opfer
■ Von Männern und Frauen, Geschlecht und Gewalt: Ringvorlesungen der Berliner Universitäten
Von Elfenbeinturm keine Spur: Die Berliner Hochschulen liegen mit ihren Ringvorlesungen im Wintersemester voll im Trend. Besonders en vogue ist derzeit die Geschlechterforschung. „Geschlecht“, wissen der Pädagoge Dieter Lenzen und der Literaturwissenschaftler Gert Mattenklott, „ist biologischer Sachverhalt und historische Konstruktion, psychosexuelle Tatsache und kulturelles Konzept.“ Der Mann heißt der „Elementarfakt“, dessen „Historische Anthropologie“ die von ihnen organisierte FU-Ringvorlesung dieses Semester ergründen soll (dienstags 18 bis 20 Uhr, Rostlaube, Hörsaal 2). Als Ausgleich sind gleich zwei Ringvorlesungen Frauen gewidmet. Um Berliner Wissenschaftlerinnen 1933–1945 geht es dienstags zwischen 16 und 18 Uhr in der Silberlaube, Raum JK 28/122, und über den Tellerrand hinaus schaut auch die Reihe Frauen und Transformationsprozesse in außereuropäischen Gesellschaften (donnerstags 18 bis 20 Uhr, Ostasiatisches Seminar, Podbielskiallee 42). Mit Bildern und Selbstbildern von Frauen und Männern im östlichen Europa beschäftigt sich die Ringvorlesung des Osteuropa-Instituts (mittwochs 18 bis 20 Uhr, Hörsaal A). Auch die Humboldt-Universität (HUB) mag da nicht abseits stehen, neun ReferentInnen beschäftigen sich dort mit Geschlechterbildern und Geschichte, vom „Bild der Terroristin im deutschen Film“ bis zum Schwulen als „Prototyp moderner Sexualität“ (donnerstags 16 bis 18 Uhr, Hörsaal 2014B).
Auch die „Informationsgesellschaft“ und „Datenautobahnen“ haben die Studium-generale-Planer inzwischen entdeckt. Mit der Universitätsvorlesung Das globale Datennetz: Technische Möglichkeiten, soziale Auswirkungen will die FU „ihre Orientierungs- und Vermittlerrolle bei dieser wichtigen Frage“ wahrnehmen (mittwochs 18 bis 20 Uhr, Institut für Informatik, Takustr.9).
Als erste deutsche Universität bietet die FU eine kurdologische Vorlesungsreihe an. Heute abend eröffnet Martin van Bruinessen aus Utrecht, der als Gastprofessor nach Berlin kommen soll, die Reihe Kurdistan: Ethnizität, Nationalismus, Religion und Politik (dienstags 18 bis 20 Uhr, Rostlaube, Raum 132/10). Statt mit unterdrückten Völkern beschäftigen sich die Historiker mit ermordeten Herrschern. Um Das Attentat. Gewalt und Gegengewalt in der Geschichte von der Antike bis zu Kennedy geht es montags von 18 bis 20 Uhr in der FU-Rostlaube, Hörsaal K 31/28. Und weil ihn sonst niemand haben will, setzt auch Rolf Hochhuth seine Lehrtätigkeit in Potsdam fort. Er doziert montags von 15 bis 17 Uhr in Raum 2.06.0.01 über Politik in der Literatur. Ralph Bollmann
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