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■ Computerhersteller wollen künftig freiwillig alte Rechner zurücknehmen
Berlin (dpa/taz) – Das Bundesumweltministerium droht der Auto-, Batterie- und Elektronikindustrie schon länger: Entweder liegen bald freiwillige Selbstverpflichtungen zur Rücknahme von Altgeräten auf dem Tisch, oder es gibt ordnungsrechtliche Maßnahmen. Gestern veröffentlichten führende Unternehmen der deutschen Elektronikindustrie ein Modell für die Rücknahme und Verwertung von Computern, Monitoren und Telefaxgeräten. Damit wollen sie das im Oktober 1996 in Kraft tretende Kreislaufwirtschaftsgesetz ausfüllen.
Die Vertreter der Branchen- Arbeitsgemeinschaft Recycling elektrischer und elektronischer Produkte (AG Cycle) schlagen vor, daß die Rücknahme von Altgeräten für den Letztbesitzer kostenfrei sein soll – allerdings erst für Geräte, die nach dem Oktober nächsten Jahres auf den Markt kommen. Für alle früher gekauften Geräte müssen die Letztnutzer die Verwertungskosten bezahlen. Die AG Cycle schätzt, daß dies bei einem Computer mit Monitor etwa 30 bis 50 Mark betragen könnte.
Die später anfallenden Verwertungskosten wollen die Unternehmen über den Kaufpreis wieder hereinholen. Da nicht jeder Computerbesitzer seine Anlage wieder zum Hersteller zurückbringen kann, sollen die Gemeinden die Sammlung übernehmen. Im ganzen Bundesgebiet will die Arbeitsgemeinschaft etwa 100 Sortierstationen einrichten, bei denen die Kommunen den Elektronikschrott abliefern können. Der AG Cycle gehören nach eigenen Angaben bereits 22 namhafte Hersteller an, die 80 Prozent des Marktvolumens in Deutschland repräsentierten. Siemens-Nixdorf ist aber nicht mit von der Partie.
Gunda Rachut vom Forschungs- und Beratungsinstitut Cyclos weist darauf hin, daß der größte Teil der elektronischen Geräte mit der freiwilligen Selbstverpflichtung nicht abgedeckt sei: „Es ist weder von brauner Ware wie Radios und CD-Player noch von Küchengeräten die Rede.“ Offen sei noch, ob sich die Hersteller zur Verwendung von recyceltem Material verpflichten würden.
Entscheidend für die ökologische Bewertung der Selbstverpflichtung wird sein, ob eine Verwertung von Altteilen für die Hersteller ein Wettbewerbsvorteil darstellt oder es doch kostengünstiger für sie ist, die alten Geräte – auf Kosten der Verbraucher – als Müll zu entsorgen. „Positiv ist jedenfalls schon mal, daß die Entsorgungskosten auf die Neugeräte aufgeschlagen werden. Das haben wir immer gefordert“, sagt Volker Strubel vom Ökoinstitut. Denn wenn der letzte Besitzer zahlen soll, kommt kaum ein Gerät in den Demontagestationen an. aje
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