„Verschiebebahnhof“

■ LehrerInnen warnen vor „Riesen-Umsetzungs-Karussell“ der Schulbehörde

Die Schulbehörde plant ein Riesen-Umsetzungs-Karussell, warnten gestern die GEW und der Deutsche Lehrerverband (DL) unisono. Vor allem befürchten die Gewerkschafter eine zunehmende Vergreisung der Lehrerkollegien an Gymnasien, da dort im kommenden Schuljahr nur zehn Neueinstellungen vorgesehen sind. Aber auch den Gesamt- und Berufsschulen stünden durch Umsetzungen zugunsten der Grundschulen massive Verschlechterungen ins Haus. Denn in den Grund-, Haupt- und Realschulen (GHR) fehlten zum neuen Schuljahr voraussichtlich rund 237 Planstellen, in den Gesamtschulen 56, so die Prognosen der Schulbehörde. Ursachen dafür sehen die Lehrergewerkschaften in wachsenden SchülerInnenzahlen und in der Umsetzung der Verläßlichen Halbtagsgrundschule.

„Ab Februar 1996 wird ein Leben wie im Verschiebebahnhof vorbereitet“, so DL-Pressesprecher Reinhard Behrens. Insgesamt sollen rund 220 Stellen umbesetzt werden – 115 allein sollen die Gymnasien an GHR- und Gesamtschulen abgeben. „Für die Qualitätssicherung des Hamburger Schulwesens ist ein Zuschlag von 500 Stellen nötig, um ein Minimum an Erneuerung in Gymnasien und berufsbildenden Schulen zu erhalten und eine zweistündige Doppelbesetzung in der Grundschule pro Klasse und Tag zu garantieren“, rechnete der GEW-Vorsitzende Hans-Peter de Lorent vor.

„An die Grenze zum Mobbing“ reiche nach Ansicht Behrens' eine andere Vorgabe der Behörde, wonach eine Schule mit Überhang sich durch zusätzliche Teilzeitanträge – sprich: die LehrerInnen müßten auf „Arbeit und Gehalt verzichten“ – vor „Zwangsumsetzungen“ schützen könne.

„Die Umsetzungen sind eine auf zwei Jahre befristete Maßnahme“, hält Schulbehörden-Sprecher Ulrich Vieluf den Bedenken der Gewerkschafter entgegen. „Flexibilität und Mobilität“ der LehrerInnen seien notwendig, um für alle SchülerInnen Unterricht nach Plan zu ermöglichen. Patricia Faller