Vorschlag

■ Im Wurzelwerk unter den Garagen: Kim Deal und Amps im Loft

Kim Deal Foto: taz-Archiv

Den ersten kleinen Ruhm erlangte Kim Deal an der Seite Frank Blacks bei den Pixies. Mit ihrer eigenen Band, den Breeders, wurde sie dann der typische, wenn auch weibliche alternative Rockstar mit allem, was mittlerweile so dazugehört: Spin- Coverstory, Main-Staging bei der Lollapalooza-Tour, Millionen Plattenverkäufe hier, Credits von Courtney Love dort. So was nervt möglicherweise auf Dauer, zumal Role-Model- oder Glamour-Girl-Dasein nicht jederfraus Sache ist: Da sie den hochgesteckten Erwartungen an ein neues Superknalleralbum mit den Breeders nicht gerecht werden wollte (und wahrscheinlich auch nicht hätte können), dachte Kim Deal lieber daran, sich mal wieder entspannt im Wurzelwerk unter den Garagen festzukrallen. Zur Verwirklichung dieses etwas halbgaren öffentlichen Rückzugs wurden die Breeders fürs erste aufs Eis gelegt und die Amps gegründet. Mit denen will Kim Deal wieder ganz ohne Ballast drauflosrocken. Dazu mitgenommen hat sie den Breeders- Drummer Jim McPherson sowie zwei Jungs von Bands aus Dayton, Ohio, der Stadt, bei deren Nennung den meisten hoffentlich gleich die Guided By Voices einfallen.

Und wie es der Zufälle nicht wenige gibt, hat deren Robert Pollard auch einen Song für die Amps geschrieben, wird das nächste, angeblich „fette“ 24-Spur-Album der Guided By Voices von Kim Deal koproduziert und darf man zu guter Letzt auch beim Hören der Amps ohne Scham an einen GBV/Breederschen Bastard denken: einerseits das übliche Breederschen Vor und Zurück, ihre bekannten Melodiebögen und Riffs, andererseits das Unfertige, Lose von Guided By Voices sowie deren stimmliche und soundtechnische Verzerrungen. Auch wenn damit die Rockmusik seit den Silver Jews nun nicht gerade neu erfunden wird, so erfreuen und erfrischen zumindest die paar coolen off- alternativen Schlepp- und Mid-Tempo-Nummern wie „Pacer“ oder „Bragging Party“, die so schnell nicht wieder aus dem Gedächtnis verschwinden wollen. Und schließlich hat man diese Art von Musik auch lange nicht mehr gehört. Nicht, daß man ohne sie nicht leben könnte, doch beim Wiederhören spürt man ein bißchen Phantomschmerz, darf man sich verwundert an den Ohrläppchen zupfen und der guten alten Zeiten gedenken, als man Songs, wie die Amps sie spielen, zumindest einen Teil seines Schicksals in die Töne legen wollte. Gerrit Bartels

Morgen, 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg