In der Wabe zum Himalaya

■ Ein niederbayrischer Unternehmer hat einen Riesenerfolg mit dem spartanischen „Schließfachurlaub“ auf Rädern

Im Busanhänger schlafen 20 bis 42 Menschen in schließfachähnlichen Waben neben- und übereinander. So geht es wochenlang quer durch China oder die Sahara, auf der alten Seidenstraße nach Indien, zum Himalaya in Nepal, von Brasilien nach Feuerland. Aufstehen heißt es um 6 Uhr, abends gibt es Suppe und Wurst. „Nach meinen Erfahrungen nehmen Deutsche diese unbequemere Reiseart gern in Kauf, wenn sie dafür viel zu sehen bekommen. Amerikaner fliegen lieber, Japaner bevorzugen Fünfsternehotels“, erklärt Georg Höltl, Gründer von „Rotel Tours“, sein Konzept.

Mit den Abenteuer- und Expeditionsfahrten im rollenden Hotel in insgesamt 150 Länder eroberte sich der Unternehmer aus Tittling bei Passau in den vergangenen 50 Jahren einen festen Nischenplatz im Tourismusgeschäft. Der fehlende Luxus ist bei den durchorganisierten Kulturtrips des Niederbayern Programm: Wer mitfährt, bekommt Sehenswürdigkeiten „satt“ geboten, abseits der üblichen Touristenpfade. Essen und Schlafen werden zur Nebensache.

Die Bildungshungrigen nehmen da ganz offensichtlich auch gern die Schlupfkabinen im Aluminiumanhänger in Kauf, in die man kopfüber hineinkrabbelt, wenn es Nacht wird in der Wüste oder in den Rocky Mountains. Das Schlaflager kann innerhalb von gut fünf Minuten hergerichtet werden. Die Passauer Busse halten in der Regel auf festgelegten Rastplätzen. Toiletten sind keine dabei.

Die Touristenbetten sind nur getrennt durch dünne Wände und einen Vorhang vor dem „Einschlupfloch“. Jede Wabe besteht aus einer Schaumgummimatratze, für Gepäck ist kaum Platz. Die oberen Reihen sind über eine kleine Leiter zu erreichen. Zum Lüften und für den ersten Blick nach draußen in der Früh gibt es ein Fenster. „Da kann man 2,30 Meter groß sein und findet trotzdem noch genügend Platz“, beschreibt Höltl das Schlafgefühl in seinen Einzel- und Doppelbetten auf Rädern.

Versüßt wird die Mischung aus schlichtem Camperdasein und anspruchsvollem Kulturprogramm mit Reiseleitung durch den Preis: Eine zwanzigtägige Abenteuerfahrt von Pakistan nach China auf der alten Seidenstraße inklusive Verpflegung sowie Hin- und Rückflügen ist beispielsweise für 4.790 Mark zu haben. Zwanzig Tage durch die Tropen-, Dschungel- und Tempellandschaft Indiens kosten 4.490 Mark, 30 Tage lang quer durch sechs Staaten Zentralamerikas 5.480 Mark.

„Mit uns kann jeder preisgünstig die Sahara durchqueren ohne persönliches Risiko“, erzählt der Globetrotter Höltl. Stolz zeigt er auf die bunt markierten Einsatzpläne über seinem Schreibtisch, die die Routen der 140 Busse mit den insgesamt 3.600 Betten auf Rädern minutiös anzeigen.

Inzwischen halten ihm rund 300.000 Fans die Treue. Darunter Stammkunden, die es tatsächlich auf 96 Rotel-Fahrten zu den abgelegensten Ecken der Welt bringen. AP