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Schweizer Banken bieten Marcos-Millionen an

■ US-Gerichtsurteil spricht Opfern des Marcos-Clans 1,9 Milliarden Dollar zu

Berlin (wps) – Zwei Schweizer Banken wollen in Hongkong mit den Anwälten von 10.000 Philippinern über Schmerzensgeldzahlung für während der Marcos-Diktatur erlittene Menschenrechtsverletzungen verhandeln. Die Banken befürchten nach einem Bericht der Los Angeles Times, daß die Philippiner versuchen könnten, 1,9 Milliarden Dollar an Schadenersatz, die ihnen ein US-Gericht zugesprochen hat, von den Schweizer Konten des Marcos-Clan zu holen und dabei das Schweizer Bankgeheimnis auszuhebeln.

1994 hatte ein US-Gericht in Honolulu den Opfern von Menschenrechtsverletzungen während der 20jährigen Marcos-Diktatur auf den Philippinen die Entschädigung zugesprochen. In den Prozeß hatten die Opfer auch Dokumente präsentiert, die belegen sollen, daß auf Konten der beiden Banken Credit Suisse und Swiss Bankcorp 475 Millionen Dollar des Marcos- Clans deponiert sind. Das US-Gericht hatte geurteilt, daß die Menschenrechtsverletzungen nach US- Recht bestraft werden könnten, weil Marcos nach seiner Vertreibung aus Manila nach Hawai ins Exil gegangen war. Die beiden Großbanken haben den Verhandlungen in Hongkong zugestimmt und ihrerseits den ehemaligen US- Vizeaußenminister Chester Crocker als Leiter der Verhandlungen benannt. Sie befürchteten offensichtlich, vom US-Gericht mit Erzwingungsstrafen belegt zu werden, wenn sie sich den Verhandlungen mit den Folteropfern entzögen. Gleichzeitig hat die Schweiz nach dem Zeitungsbericht in zwei offiziellen Briefen an US-Außenminister Warren Christopher gegen das Vorgehen des US–Gerichts protestiert.

Die Zeitung vermutet, daß die Banken und Marcos' Witwe Imelda bereit wären, bis zu 100 Millionen Dollar für einen Verhandlungslösung bereitzustellen. Außerdem soll Imelda Marcos angeblich bereit sein, dreiviertel des übrigen Vermögens an die philippinische Regierung abzutreten und sich mit den dann verbleibenden 90 Millionen Dollar für sich und ihre Kinder zu begnügen.

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