: Wei: „Betrug der KP Chinas an unserer Kultur“
Es ist „purer Unfug und geradezu ein Betrug an unserer Kultur, wenn die Kommunistische Partei heute behauptet, den Chinesen fehle aus mangelnder Tradition das Verständnis für die Funktion des Rechts oder sie seien unreif für die Demokratie“, schrieb Wei Jingsheng Anfang 1994. „Der Grundsatz: ,Wenn der Prinz gegen das Gesetz verstößt, wird er nicht anders behandelt als der gemeine Mann‘, hat zumindest als theoretisches Axiom in der Rechtstradition unseres Landes seit 2.000 Jahren existiert. Daß sich heute in unserem Land Gesetzlosigkeit im Verbund mit Skrupellosigkeit ausbreitet, ist deshalb keineswegs eine Folge chinesischer Tradition, sondern vielmehr Ergebnis kommunistischer Herrschaft.“
Die Hoffnung der chinesischen Opposition, „Demokratie auf friedlichem Wege durchzusetzen“, ist nach Ansicht Weis „nach den Geschehnissen auf dem Tiananmen 1989 von den Machthabern versperrt worden. Eine stillschweigende Kumpanei der KP Chinas mit den westlichen Regierungen hat es der KP ermöglicht, die Berichterstattung der Medien soweit einzuschränken, daß die Verbreitung von neuen Ideen ausgeschlossen ist.“
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