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Wirft Pierwoß das Handtuch?

■ Im Bremer Theater ist man trotz Sparkompromiß verschnupft

Keine vorweihnachtliche Zufriedenheit auf den Gesichtern von Intendant Klaus Pierwoß bei der Pressekonferenz im Bremer Theater. „Wir sind jetzt einen Schritt weiter, aber nur im Negativen“, hieß es im Bremer Theater. Das „Theaterfinanzierungsmodell 96/97“, wie es Bringfriede Kahrs (SPD) am Dienstag gemeinsam mit den Kulturdeputierten von SPD und CDU vorgestellt hat, löst keine Erleichterung aus. Die Kultursenatorin hatte ihre ursprüngliche Absicht revidiert und fordert vom Theater nicht mehr, 3,5 Millionen Mark einzusparen, sondern stattdessen, auf die versprochenen drei Prozent jährliche Etatsteigerung zu verzichten.

Doch auch das sei eine Kürzung, rechnet Verwaltungsdirektor Rolf Rempe vor, eine faktische Etatreduzierung von 1,1 Millionen Mark. Für das folgende Jahr sähe das Theater dann schon einer Kürzung von zwei Million entgegen. Das werden im kommenden Jahr vermutlich zu einer „Unterdeckung“ der Theaterhaushalts von 645 000 Mark führen.

Die Lösung sei zwar nur durch das Engagement der Kulturdeputierten Elisabeth Motschmann (CDU) und Carmen Emighloz (SPD) zustande gekommen, aber es sei eine mit der heißen Nadel gestrickte Lösung. Intendant Klaus Pierwoß erinnert noch einmal an seinen mit der damaligen Kultursenatorin Helga Trüpel geschlossenen Vertrag und resümiert: „An die Stelle von Verläßlichkeit tritt Vertragsbruch, an die Stelle von Planungssicherheit tritt die Unzuverlässigkeit. Worauf in Bremen soll ich mich denn noch verlassen?“ Ob er aus diesem Vertragsbruch allerdings persönliche Konsequenzen ziehen werde, da mochte Klaus Pierwoß sich noch nicht festlegen. „Ich bin zwar keiner, der so schnell das Handtuch schmeißt“, aber hier behalte er sich eine Entscheidung noch vor, sagte der sichtlich gereizte Pierwoß. Dies sei seine vorletzte Erklärung in der Sache, erklärte er, nun erwarte er ein politisches Signal, denn die von der Koalition vorgeschlagenen Lösung sei für ihn nicht akzeptabel, sie sei einen Eingriff in die künstlerische Arbeit dar.

Eine andere Entscheidung allerdings hat er schon getroffen. Die für den 30. Dezember angesetzte Premiere „Leben wie die Schweine“, die der Regisseur Sewan Latchinian auf die Bühne bringen wollte, wurde bis auf weiteres verschoben.“ Aus künstlerischen Gründen“ habe er zum ersten Mal nach 37 Premieren hier das Veto aussprechen müssen, sagte Klaus Pierwoß. Der gegenwärtige Stand der Proben erwecke keinen günstigen Eindruck. Die gewählte Inszenierungsidee, Latchinian wollte das gesamte Ensemble zu Schweinen machen und sie den ganzen Abend maskiert spielen lassen, mochte man dem Bremer Publikum nicht zumuten. rau

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