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Knastkrankenhaus in Buch umstritten

■ Grüne: Planung mitten im Wald ist zu teuer und unsinnig

Als zu teuer, unnötig und ökologisch unverträglich haben die Bündnisgrünen die Pläne zum Bau eines zentralen Vollzugskrankenhauses kritisiert. Für den geplanten Um- und Neubau eines Teils des Dr.-Heim-Krankenhauses mitten im Bucher Forst zum Knastkrankenhaus müßte für Zäune im Umkreis von 45 Meter Wald gerodet werden. Nach den Investitionsplanungen sollte die Klinik mit 268 Betten 1997 entstehen. 121 Millionen Mark sind von der Senatsverwaltung für Justiz dafür eingeplant. Die Grünen rechnen hingegen mit 300 Millionen Mark.

Für Bernd Köppl, den gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen, ist das aber eine unsinnige Geldausgabe: „Es ist doch absurd, bei einem Haushaltsloch von viereinhalb Milliarden Mark ein Krankenhaus sicherheitstechnisch zum Gefängnis aufzurüsten“, so meint Köppl. „Die Leute sollten auf extra Zimmern in normalen Krankenhäusern untergebracht werden. Danach könnten sie in ein Vollzugskrankenhaus überwiesen werden.“

Doch in Berlin gibt es bisher nur das Knastkrankenhaus in Moabit mit weiteren Abteilungen in Tegel und Plötzensee. In Moabit sind die Zustände seit Jahren katastrophal: Der OP-Saal mußte aus hygienischen Gründen geschlossen werden, die Türen zu den Zimmern sind zu schmal, um Krankenbetten durchzuschieben, und zum Teil befinden sich die Toiletten direkt in den Patientenzimmern. Für Christoph Flügge, Abteilungsleiter für Vollzug in der Justizverwaltung, ist der Standort Buch eine sehr gute Wahl: „Direkt nebenan gibt es vier weitere Krankenhäuser, das heißt, wir können allen Strafgefangenen eine umfassende Behandlung sichern, angefangen von Gynäkologie über Augenheilkunde bis hin zur Chirurgie und Psychiatrie.“ Außerdem gehöre das Gelände bereits der Justizverwaltung.

Bisher sind die Gelder für den Krankenhausumbau aber noch nicht bewilligt. „Bei der Haushaltslage ist es unwahrscheinlich, daß mit dem neuen Krankenhaus noch in diesem Jahrtausend zu rechnen ist“, urteilt Köppl. Sonja Schmitt

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