Silvesterparty geräumt

■ Bremer Krawalltradition mit drei Polizeihundertschaften gebrochen

Bremen (taz) – Der große Verlierer der Bremer Silvesternacht ist die Glaserinnung. Regelmäßig durften ganze Geschwader von Glasern durch das Szeneviertel Ostertor/Steintor kurven und am Neujahrsbruch verdienen. Dieses Jahr nicht, die fast zehn Jahre lange Kette der Bremer Silvesterkrawalle scheint fürs erste unterbrochen. Beißende Kälte, drei Hundertschaften Polizei und Bundesgrenzschutz, -zig verbarrikadierte Schaufensterscheiben und das offensichtliche Fehlen von krawallerprobten Anheizern haben dazu geführt, daß die Nacht vergleichsweise ruhig verlief – 40 Festnahmen, ein verletzter Polizist, kein Glasbruch. Zum Vergleich die Bilanz aus dem letzten Jahr: acht Festnahmen, sechs Verletzte Polizisten, einige blutige Köpfe und reichlich Scherben.

Regelmäßig hatte die Bremer Polizei an Silvester ihr Waterloo erlebt. Regelmäßig hatte sie größere Einheiten zusammengezogen, war mal massiv, mal mit kleinen Greiftruppen in die Nacht rund um die traditionell scherbenträchtige Sielwall-Kreuzung aufgetreten – und ebenso regelmäßig hatte sie nicht verhindern können, daß Geschäfte geplündert, Schaufenster eingeworfen, größere Feuer auf der Kreuzung veranstaltet wurden. Das sollte dieses Jahr anders werden.

Das Rezept des neuen Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) war reichlich simpel, aber wirkungsvoll: klassische Abschreckung. Keine größere Straße rund um das Krawalleck, in der keine Mannschaftswagen standen, in der keine grünen Fußtruppen bereitstanden. Aus der Ferne grüßten zwei Wasserwerfer, und auf der Kreuzung selbst war mit einem Blick zu erkennen, daß jede noch so kleine Provokation sofort und massiv beantwortet werden würde. So kam es dann auch. Nachdem ein paar Flaschen und Feuerwerkskörper in Richtung Beamte geflogen waren und ein Polizist verletzt worden war, wurde das kleine Grüppchen (vor allem) Jugendlicher ruck, zuck umringt und die ersten wurden einkassiert.

Die Silvesterparty wurde regelrecht abgeräumt, und danach war Ruhe im Viertel. Der Innensenator: „Ein voller Erfolg.“ Jochen Grabler