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Ein Wohnprojekt mit Zukunft?

■ Über die Schwierigkeiten, in eine alte Schule zu ziehen

Seit September 1994 steht es leer: das alte Schulgebäude im Hofschläger Weg in Tatenberg, Bergedorf. Seit Sommer 1991 gibt es den Verein Wohnen und Streiten e.V., kurz wust. Und der sucht seitdem ein geeignetes Haus, in dem viele Leute miteinander leben können. So kurz, so gut. Das paßt doch.

Nun ist die Sache mit dem Wohnen in Hamburg nicht so einfach. Nachdem der Verein die ehemalige Schule, die laut Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Christine Steinert „nicht in sehr gutem Zustand ist“, entdeckt hatte, wandten sich die zehn Mitglieder an das Bezirksamt. Das sollte die Liegenschaftsverwaltung der Finanzbehörde auf die Gruppe aufmerksam machen und einen Verkauf an andere InteressentInnen verhindern.

Die Bezirksversammlung hätte gerne ein soziales Projekt in Tatenberg, so Steinert. Über die Eignung des Gebäudes für ein Wohnprojekt sind sich GAL- und SPD-Fraktion der Bezirksversammlung ebenfalls einig. Ein Problem scheint die Finanzbehörde zu sein, denn die hat laut Christine Steinert „die erklärte Absicht zu verkaufen“. Warum denn nicht an wust? Annette Verhein-Jarren, Pressesprecherin der Finanzbehörde, erklärte dagegen, daß ihre Behörde noch mit der Schulbehörde verhandele, ob die das Gebäude noch weiter nutzen will. Es gebe dazu „ noch keine abschließende Äußerung der Schulbehörde“. Über Verkaufs- oder Finanzierungsvorschläge würde erst danach beraten. Dann könnte das Gebäude auf dem freien Markt veräußert werden. Wie lange das noch dauert, weiß keiner.

Darüber ist wust sauer. „Wir haben das Gebäude entdeckt, und die Stadt sollte sich um finanzierbaren sozialen Wohnraum kümmern“, so ein Vereinsmitglied. Nach langer Suche hätten sie endlich ein geeignetes Projekt gefunden, in dem sie „mit Zukunftsperspektive leben“ könnten. Zwei Finanzierungsvorschläge haben die wust-Leute bereits vorgelegt. Der erste sieht einen Verkauf an eine Genossenschaft vor, der zweite an eine Stiftung. In beiden Fällen würde die Stadt die Schule loswerden und die Gruppe hätte ihr Vereinsziel erreicht: einen Ort zu finden, an dem sie ihre Vorstellungen vom gemeinsamen Wohnen und Streiten in die Tat umsetzen können. al

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