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Keine dörfliche Idylle

■ Altona: Bauwagenplatz in der Gaußstraße soll „Drogen-Supermarkt“ sein

„Der Bauwagenplatz ist weit davon entfernt, eine dörfliche Idylle zu sein“, gibt Klaus Leven, kommissarischer Bezirksamtsleiter in Altona, gerne zu. Aber „zwischen schwarz und weiß“ gebe es bekanntermaßen auch noch ein paar Schattierungen, und da müsse er sich nun erst einmal ein Bild von dem Grauwert auf dem Bauwagenplatz an der Gaußstraße machen.

Für derartige Feinheiten sei in einem Bericht in der gestrigen Morgenpost offenbar kein Platz gewesen: „Die Behauptung, der Platz sei ein ,Drogen-Supermarkt', ist falsch“, so Leven. Zunächst einmal werde er die örtliche Straßensozialarbeitsstelle anhalten, die Lage zu überprüfen. Spekulationen über eine Räumung oder Verlegung der rund sechzig Wagen seien „fahrlässig“.

In der Gaußstraße selbst wird schon lange befürchtet, daß der Platz hinter der „Fabrik“ bald entweder an den Volkspark verlegt oder aufgelöst wird – auf dem Gelände soll ein Gewerbehof entstehen. Um die für ihre ruppige Art bekannten BewohnerInnen zu entfernen, „wollen die uns jetzt schon wieder schwere Drogensachen anhängen“, vermutet Christian B., ein langjähriger Bewohner. Er ist empört: „Mit harten Drogen wird hier jedenfalls nicht gedealt.“ Erst kürzlich sei ein Bewohner, der Koks verkauft hätte, von den anderen eigenhändig hinausgeworfen worden. Vielleicht, so vermutet er, habe der sich nun durch Denunziation rächen wollen.

Ein Platz-Kenner verriet allerdings: „Die können da besser vom Drogenhandel leben als von der Sozialhilfe.“ Die Polizei mochte gestern nichts sagen: „Aus unserem Hause bekommen Sie keine Stellungnahme“, so Sprecher Peter-Michael Wenig. „Soll heißen, sie bereiten wieder eine Aktion gegen uns vor“, argwöhnt Christian B.

Der vermeintliche, so der Mopo-Bericht, „Drogen-Boß“, ein 29jähriger Holländer, komme im übrigen gerade aus der Reha-Klinik. Dort sei er aufgrund von schweren Verletzungen nach einem Wagen-Brand behandelt worden. uwi

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