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Garchinger Forscher provozieren

Beim Krisengespräch besteht Bayern auf Waffenuran für Reaktor FRM II / USA kündigen „scharfe Erklärung“ an / Bundesregierung schwankt  ■ Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) – Der in Garching geplante Forschungsreaktor München II (FRM II) belastet zunehmend die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Auch die bilateralen Krisengespräche zwischen Regierungsvertretern und Wissenschaftlern beider Seiten am Tegernsee brachten am Donnerstag keinerlei Annäherung über die entscheidende Frage des Einsatzes von atomwaffentauglichem Uran (HEU).

Während der Gespräche hatte die Vertreterin des US-Außenministeriums, Eleanor Busick, die deutsche Seite erneut eindringlich davor gewarnt, die von der TU München geplante Neutronenquelle mit einem Reaktorkern auf HEU-Basis zu errichten und damit langjährige internationale Bemühungen zur Austrocknung des zivilen HEU-Handels zu torpedieren.

Sollten die Projektplaner dennoch auf ihrem HEU-Design bestehen, erklärte Busick ausweislich eines gestern bekanntgewordenen „Sprechzettels“, sehe sich „die US- Regierung gezwungen, eine scharfe Erklärung des Bedauerns zu veröffentlichen“. In diesem Fall könne es auch keinerlei wissenschaftliche Kooperation der dem US-Energieministerium unterstellten Labors mit den Wissenschaftlern in Garching mehr geben.

Die Vertreter der Projektgruppe Neuer Forschungsreaktor zeigten sich von der Drohung völlig unbeeindruckt und erklärten im Anschluß an die Gespräche kategorisch, die Entscheidung sei „irreversibel“. Die TU werde „das beantragte Reaktorkonzept nicht ändern“. Damit fegten die Garchinger Professoren auch gleich den von ihrem Projektleiter Anton Axmann im Dezember ins Spiel gebrachten Vorschlag vom Tisch, die Urananreicherung im Reaktor von 93 auf 70 Prozent zu reduzieren.

Die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Irene Sturm warf der TU München und der bayerischen Staatsregierung vor, mit ihrer „sturen Haltung“ den „guten Ruf Deutschlands aufs Spiel zu setzen“. Auch die SPD-Abgeordneten Horst Kubatschka (Bonn) und Monica Lochner-Fischer (München) befürchten „großen außenpolitischen Schaden“.

Das schwant inzwischen offenbar auch der Bundesregierung. Forschungsstaatssekretär Bernd Neumann (CDU) versicherte in einer Fragestunde des Bundestages, die Bundesregierung sei unter bestimmten Bedingungen bereit, „gemeinsam mit der bayerischen Staatsregierung neue Überlegungen“ anzustellen. Das Echo aus München war wenig ermutigend. „Die Kompetenz für die Planung der Forschungsanlage liegt allein beim Freistaat Bayern“, blaffte Kultusminister Hans Zehetmair (CSU).

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