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Wieder Mißhandlungen?

■ Wache 11: Auf dem Weg zur Arbeit einkassiert / Kurde erstattet Anzeige

Die Arme verdreht, in die Hoden getreten, vier Stunden nicht auf die Toilette gelassen: Der Maler und Fußbodenverleger Ferman K. war am vergangenen Montag auf dem Weg zur Arbeit, als er in Bahnhofsnähe von Polizisten der Wache 11 aufgegriffen und mitgenommen wurde. Nach Angaben des seit sieben Jahren in Hamburg lebenden Kurden wurde er ohne Begründung und ohne Anlaß festgenommen. Auf dem Weg zum Revier sollen ihm die Arme derart stark verrenkt worden sein, daß er anschließend sechs Tage arbeitsunfähig geschrieben werden mußte. Die Verletzungen sind attestiert; Ferman K. will Anzeige wegen Körperverletzung im Amt erstatten. Derweil wurde aber bereits die Dienststelle für Interne Ermittlungen (DIE) aktiv, bestätigte Polizeisprecher Hartmut Kapp. Außerdem erstattete die Polizei ihrerseits Anzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt und Beamtenbeleidigung. Ferman K. soll die Beamten nämlich als „Faschisten“ beschimpft haben.

Nach eigenen Aussagen trafen die Polizisten Ferman K. in der Vorhalle zu den S-Bahn-Gleisen in einer Gruppe an und erteilten ihm einen Platzverweis. Eine halbe Stunde später habe man K. erneut am Hachmannplatz gesichtet und wieder platzverwiesen. Als Ferman K. dem nicht nachkam, habe man ihn „in Gewahrsam“ genommen. „Er reagierte mit einem spitzen Bleistift“, schrieben die Beamten ins Protokoll. Wegen der Bleistiftbedrohung wurde der Polizeigriff angewandt und K. zum Revier gebracht. Der Haftrichter bestätigte die Ingewahrsamnahme nicht und ließ Ferman K. frei.

Unter dem Vorwand der „Bekämpfung der Drogenkriminalität“ würden „nicht deutsch aussehende Menschen“ täglich „Schikanen und Mißhandlungen“ ausgesetzt, erklärt das „Volkshaus“. Heute ist deshalb eine Protestaktion geplant. Im Anschluß werden Ferman K., andere Betroffene und Zeugen berichten. sim

Protestaktion gegen Polizeimißhandlungen heute um 13 Uhr vor dem Postamt am Hauptbahnhof

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