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Deutsche Hamburger

■ Eine Begegnung mit George F., dem boxenden Prediger aus Houston, überlebte Clemens Gerlach

So sieht George Foreman also aus. Ah ja, hmhh, hätte ihn mir eigentlich imposanter vorgestellt, ein bißchen breiter, noch kräftiger. Aber vielleicht liegt es ja am braunen Anzug, daß der Auftritt der auf 193 Zentimeter verteilten 120 Kilogramm ein wenig lasch rüberkommt. Wahrscheinlich wird es besser, wenn das glatzköpfige „Idol“ (kann man überall lesen) endlich den Mund aufmacht, schließlich sind wir auf einer Pressekonferenz. Mal zuhören, was der amtierende WBA/IBF/PDS/ARD/ZDF/NDR/GEW/RTL-Boxweltmeister zu berichten weiß. Doch erst muß das mit der Simultan-Übersetzung klappen, was etwas dauert, bis es funktionieren tut. Mensch, George, denk ich, hol die Fäuste raus und laß es krachen, die Sprache versteht doch jeder.

Los geht's also mit Verzögerung – 150 Medienverteter spitzen Ohren und Griffel, nachdem kurz zuvor noch Abermillionen Blitzlichter von noch mehr Fotografen den Großen Festsaal des Hamburger Atlantic-Hotels in gleißendes Licht hüllten und Trockeneisnebel die Humptata-House-Klänge vertrieben. Wo ist Ernst Jünger? Bekommt Focus auch alles mit? Jetzt geht es wirklich los – „das achte Weltwunder“ (the master himself) ist bereit, die Journaille fragt.

Daß er gegen Mike Moorer vergangenen November gewonnen und sich somit den Titel wieder zurückgeholt habe, sei „ein Wunder“ gewesen. Wußten wir vom 46jährigen schon vor seinem Promo-Auftritt. Auch, daß die „lebende Legende“ (Alliteratives Floskelhandbuch) Prediger in seinem Heimatort, dem texanische Houston, ist, gegen Muhammed Ali 1974 die Schwergewichtskrone im ugandischen Busch verloren hat („Rumble in the jungle“), neun oder elf Kinder zeugte, zum fünften- oder sechstenmal verheiratet ist, undsoweiterundsofort. Der Mann erzählt immer denselben Krams, krauses Zeug. Seine inzwischen 77 Profi-Kämpfe haben wohl doch Wirkung gezeigt. Muß der dicke George demnächst mit den Herren Alzheimer und Parkinson die Sparringskämpfe bestreiten?

Andererseits ist es natürlich nicht ungeschickt, wie der Champ die Fragenden ins Leere laufen läßt. Wie er die Leute zappeln läßt, ist sehr professionell, aber nur wenig unterhaltsam. Vielleicht werde er gegen den deutschen Herausforderer Axel Schulz („Er sollte viel Milch trinken“) am 22. April in Las Vegas kämpfen oder später gegen Mike Tyson oder auch nicht. Nur bei seinem Lieblingsthema, dem Essen, wurde Foreman sehr konkret. „Heute abend werde ich die deutschen Hamburger probieren“, versprach Foreman, der alternativ zum Frühstück zwölf Eier verputzt hatte. Hat er zumindest gesagt. Und noch etwas ganz geheim und exklusiv zur taz: „Okay, Boy, dir kann ich es ja sagen. Ich werde noch so lange gegen Cheeseburger kämpfen, wie Mike Tyson als Prediger im Gefängnis von Axel Schulz sitzt.“ Danke George, du bist der doch der Größte.

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