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Iranische Agenten immer aktiver

■ Iranische Oppositionelle: Entführungsfall bei Bonn war von Teheran angeordnet. War Opfer abtrünniger Agent?

Bonn (taz) – Das Opfer war an den Händen gefesselt und trug trotz winterlicher Kälte lediglich eine Jeans und ein Hemd. Völlig verstört hatte ein 28jähriger Iraner Anfang des Monats in einer Tankstelle in Mundorf Zuflucht gesucht. Der Pächter alarmierte die Polizei. Ein Notarzt diagnostizierte schwere, vor allem durch Schläge verursachte Verletzungen.

Der Asylbewerber, der seit einem Jahr im Raum Köln wohnte, liegt seither im Krankenhaus und steht dort unter Polizeischutz. Nach seinen Angaben wurde er nach einem Besuch in Hennef in der Nähe Bonns von vier persisch sprechenden Männern mit Waffengewalt gezwungen, in ein Auto zu steigen. Erst nach 48stündiger Gefangenschaft und Folterungen gelang ihm bei einem Weitertransport die Flucht.

Die deutsche Vertretung des Nationalen Widerstandsrats Irans präsentierte gestern in Bonn ihre Version des brutalen Vorfalls. Über eine Indizienkette glauben die Oppositionellen nachweisen zu können, daß der iranische Geheimdienstminister Ali Fallahian persönlich für den Gewaltakt auf deutschem Boden verantwortlich ist. Das Opfer, so sagte gestern in Bonn der Terrorismus-Experte des Widerstandsrates, Ebrahim Zakeri, sei ein im Iran für Terrorakte ausgebildeter und später abtrünnig gewordener Agent.

Gesprochen haben die Vertreter des Widerstandsrates mit dem 28jährigen nach dessen Befreiung allerdings nicht. Ihre Behauptungen stützen sich auf Informationen aus dem Iran und auf ein Zeitungsinterview, das der 28jährige Asylbewerber vor seiner Entführung gegeben hatte.

Insgesamt fünf Agenten, so haben die Oppositionellen recherchiert, soll Teheran zur Ausschaltung des Überläufers zwischen dem 28. Januar und dem 1. Februar nach Düsseldorf geschickt haben. Dort verfügt der Iran nach den Angaben des Widerstandsrats über zwei konspirative Einrichtungen, in denen Geheimdienstagenten versteckt werden können. Der Entführungsfall zeige, daß „terroristische Akte des iranischen Regimes eine neue Dimension erreicht haben“, sagte Zakeri. Dazu sei das Regime durch die Bonner „Beschwichtigungspolitik“ ermuntert worden.

Die Staatsanwaltschaft in Bonn lehnte es gestern ab, sich an „Spekulationen“ zu beteiligen. Sie bestätigte lediglich, daß Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung erhoben worden sei. Deutsche Geheimdienste sammeln allerdings Erkenntnisse über von Teheran angeordnete Gewalttaten in der Bundesrepublik. Wegen der Morde an vier Oppositionellen im Berliner Lokal Mykonos im September 1992 ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen Sicherheitsminister Fallahian.

Vor allem amerikanische Journalisten verfolgten in Bonn gestern die Pressekonferenz des Widerstandsrates. Die US-Regierung hatte ihren Bonner Verbündeten wegen dessen Wirtschafts- und Geheimdienstpolitik gegenüber dem Teheraner Regime immer wieder öffentlich kritisiert. Der Vorsitzende des Bankenausschusses im US-Senat, Alfonse D'Amato, warf Bundeskanzler Kohl in einem gestern in Washington bekannt gewordenen Brief vor, die Bonner Regierung habe durch günstige Bedingungen für die Schuldentilgung dem Teheraner Regime „ungerechtfertigte Hilfsgelder“ verschafft. Hans Monath

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