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Hornberger Schießen in Rom

■ Der Bosnien-Gipfel hat so gut wie nichts gebracht

Ohne Durchbruch endete gestern der Bosnien-Gipfel, zu dem Richard Holbrooke die Präsidenten Serbiens, Kroatiens und Bosniens kurzfristig nach Rom beordert hatte. Angeblich habe es zwar eine Einigung darüber gegeben, bis zu welchem Zeitpunkt die bosnisch-serbischen Polizisten die noch von ihnen kontrollierten Vororte Sarajevos verlassen sollen. Aber das Hauptproblem ist noch ungeklärt: die Wiederherstellung des einheitlichen Mostar. So hätte das Geld für die Reise- und Hotelkosten besser in die immer noch fast leere Kasse für den zivilen Wiederaufbau Bosniens fließen sollen.

Einen Sinn hätte der Gipfel nur gemacht, wenn die Regierungen in Washington und den Hauptstädten der anderen vier Garantiemächte des Abkommens inzwischen dazu bereit wären, dessen Bestimmungen selber entschiedener durchzusetzen und über bloße Mahnungen hinaus Maßnahmen gegen dessen ständige Verletzung zu ergreifen. Das hieße: Anweisung an die Ifor-Truppen, mutmaßliche Kriegsverbrecher festzunehmen, wenn sie ihnen über den Weg laufen, und Wirtschaftssanktionen gegen Serbien und Kroatien, damit beide endlich tatsächlich mit dem Haager Kriegsverbrechertribunal „kooperieren“. Gegen Kroatien auch, weil Tudjman weiter die nationalistischen Kroaten in Mostar unterstützt, die die in Dayton vereinbarte uneingeschränkte Bewegungsfreiheit für alle Zivilisten sabotieren. Doch für all das gibt es in den Hauptstädten der Garantiemächte bisher keinerlei Anzeichen. So bot der Gipfel in Rom lediglich die Kulisse für Holbrookes (vorläufigen?) Abgang von der politischen Bühne und zur Steigerung seines Kurswerts für kommende Vortragsreisen.

Ob die Welt dann endlich die volle Wahrheit über eine Reihe noch ungeklärter Vorgänge aus der Vor-Dayton- Phase des letzten Sommers erfährt? Zum Beispiel über den Fall der UN- Schutzzonen Srebrenica und Zepa? Stimmt es, daß die Eroberung beider Städte vorab zwischen Holbrooke, Milošević, der bosnischen Serbenführung und einigen Muslimen abgekartet wurde? Dies behauptet jedenfalls Mihailo Marković, bis Dezember ZK- Mitglied in der Milošević-Partei. Vielleicht kommt die volle Wahrheit erst im Jahre 2025 ans Licht, wenn das State Department in Washington seine Geheimdossiers von 1995 öffnen muß. Andreas Zumach, Rom

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