: Autonome eröffnen Chaos-Tage vorzeitig
■ Brandanschlag auf ZDF-Wagen im Vorfeld der Chaos-Tage in der Friedrichstraße. Szene ruft auf zum Steineschmeißen
Was auch immer es mit den angekündigten Chaos-Tagen in der Friedrichstraße auf sich hat – die autonome Mobilisierung läuft auch Hochtouren. Gestern bekannte sich eine unbekannte Gruppe namens „BegrüßungsKOMITEE des neuen Berliner Innensenators Schönbohm“ zu einem Brandanschlag auf einen ZDF-Übertragungs-LKW am Gendarmenmarkt. In dem Schreiben, das der taz vorliegt, heißt es, daß die Polizei „vom verfrühten Beginn der Chaos-Tage in der Friedrichstraße überrascht“ worden sei. Bei dem von der Polizei bestätigten Anschlag vom vergangenen Donnerstag abend wurde nicht nur das Fahrzeug selbst, sondern auch die Sendetechnik in Mitleidenschaft gezogen. Wie der technische Leiter des Berliner ZDF-Studios mitteilte, könne man den entstandenen Schaden noch gar nicht beziffern. Der fünf bis sechs Millionen Mark teure und 22 Meter lange Übertragungswagen – das ZDF besitzt davon nur drei Exemplare – müsse vor seiner weiteren Verwendung nach Mainz gebracht und dort eingehend geprüft werden. Der Sender hatte den LKW am Gendarmenmarkt geparkt, nachdem am Tag zuvor im Schauspielhaus die „Goldene Kamera“ aufgezeichnet worden war.
Nachdem bereits in der vergangenen Woche erste Flugblätter zu Chaos-Tagen anläßlich der Eröffnung der Galeries Lafayette am 28. Februar aufriefen, wird nun auch in der autonomen Zeitschrift Interim mobilisiert. Inzwischen ist auch ein zweites Flugblatt mit dem Motto „Glaspalast zu Scherbenhaufen“ aufgetaucht. Am 29. Februar, heißt es dort, werde mit den Galeries Lafayette „ein Einkaufsparadies für Bonzen“, vollgestopft mit „überflüssigen Luxuswaren“ oder „mörderischen Pelzmänteln“, eröffnet. „Während 40.000 Obdachlose frieren und der Sozialabbau die Schwächsten trifft“, heißt es weiter, „treffen sich die feinen Leute, um in (sic!) Champagner zu prassen.“ Der Aufruf schließt mit dem Satz: Wer vor dem Glashaus sitzt, sollte auch mit Steinen werfen.
Der Berliner Geschäftsführer der Galeries Lafayette, Claude Fabre, sieht den angekündigten Chaos-Tagen allerdings gelassen entgegen. Vor allem während der Gala mit 2.000 Gästen am Vorabend der Eröffnung rechnet er damit, daß die Polizei die nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen wird. Aber auch die Galeries selbst wollen, so Fabre, alles vermeiden, daß richtige Kunden für verkleidete Autonome gehalten werden. Mehr Sorge bereiten Fabre allerdings die Tage danach. „Die können ja auch am ersten oder zweiten März kommen“, befürchtet er.
Gleichzeitig mit der Eröffnung des Pariser Modehauses, das auf 8.000 Quadratmetern im gläsernen Bau des Pariser Architekten Jean Nouvel an der Ecke Französische Straße franzöischen Chic feilbieten wird, wird auch der Textilmarkt Hennes und Mauritz im Quartier 205 an der Mohrenstraße eröffnen. Die Eröffnung der unterirdischen Einkaufspassage ist für den Herbst vorgesehen. Uwe Rada
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