: Siechtum ohne Vulkan
■ In Bremerhaven geht sonst nichts
Bremerhaven (taz) – Wenn die 3.000 Arbeitsplätze im Schiffbau und ebenso viele bei den Zulieferern verloren gingen, würde die Arbeitslosigkeit in Bremerhaven auf über 30 Prozent steigen. Um dieses Desaster abzuwenden, werden heute 20.000 Bürger zu einer Kundgebung erwartet, Läden und Ämter bleiben geschlossen.
Ansonsten gilt: Die Schiffbauer der Vulkan-Verbund-Betriebe Schichau-Seebeckwerft und Lloyd-Werft arbeiten weiter. Die Arbeiter haben die Tore besetzt, um zu verhindern, daß Zulieferer Material abtransportieren. Bei Lloyd konzentriert sich alles darauf, den fast fertigen Luxusliner „Costa Victoria“, das größte je in Deutschland fertiggestellte Kreuzfahrtschiff, rechtzeitig abzuliefern. Viele der 140 Zulieferfirmen haben jedoch inzwischen die Arbeit liegen lassen. Bei Schichau schweißen die 1.000 Arbeiter, die nicht auf der „Costa“ oder der Bremer Vulkan-Werft tätig sind, ein Fährschiff zusammen. Als erste der Vulkan-Töchter ist gestern morgen Schichau-Seebeck der Empfehlung des Verbund-Vorstandes gefolgt und hat Vergleich beim Amtsgericht Bremerhaven angemeldet. Als Aktiengesellschaft sei man dazu verpflichtet, so Firmensprecher Helmut Stöterau. Daß Schichau mit einem inzwischen bekanntgegebenen Verlust für 1995 von 145 Millionen Mark einer der Hauptverlustbringer des Verbundes sei, wollte Stöterau aber nicht auf seiner Werft sitzen lassen. Auch andere Verbund-Firmen hätten ein kräftiges Minus gemacht. Die Verluste von Schichau seien zudem nicht im operativen Geschäft entstanden.
Bei Lloyd rechnet die Geschäftsführung der GmbH noch die Forderungen und Außenstände gegenüber den anderen Vulkan-Firmen zusammen. Das könne noch ein bis zwei Tage dauern, so Geschäftsführer Dieter Maake. Dann werde entschieden, ob Lloyd ebenfalls Vergleich anmeldet, wie es der Verbund-Vorstand den Tochterfirmen empfohlen hat. Maake zufolge hat Lloyd im Vorjahr 70 Millionen Mark Verluste eingefahren. Allerdings seien darin Verlustrückstellungen enthalten, die durch künftige Aufträge erwartet würden.
Bei der Bremer Vulkan-Werft GmbH konnte man gestern noch keine Angaben über das weitere Vorgehen oder die Verluste für 1995 machen. Joachim Fahrun
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