Iranische Oppositionelle in Istanbul ermordet

■ Der „Nationale Widerstandsrat Iran“ macht Teheran für die Tat verantwortlich

Berlin/Istanbul (taz/dpa) – Eine führende iranische Oppositionelle und ihr Begleiter sind vermutlich Dienstag abend in Istanbul kaltblütig erschossen worden. Die Spuren deuten auf eine regelrechte Hinrichtung hin. Nach Angaben der türkischen Polizei wurden die 37jährige Zahra Rajabi und ihr 31jähriger Begleiter Abdol-Ali Moradi am Mittwoch in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Die türkische Polizei geht davon aus, daß die Mörder Bekannte der Opfer waren. Die Stahltür zu der Wohnung im Viertel Aksaray im Zentrum Istanbuls weise keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens auf. Moradi sei von vier Kugeln am Körper getroffen worden. Die angeblich schwangere Frau sei dagegen mit einem gezielten Kopfschuß getötet worden. Insgesamt wurden neun leere Patronenhülsen einer Neun-Millimeter-Waffe gefunden. In der Wohnung stellte die Polizei 7.100 Mark, Schecks, Dokumente und zwei Funktelefone sicher.

Das Paar hatte die Wohnung in Istanbul am 9. Feburar für 15 Tage gemietet und sich dabei als Geschwister ausgegeben. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, weil niemand auf das Klingeln reagiert und tagsüber das Licht in der Wohnung gebrannt habe.

Die Oppositionsgruppe „Nationaler Widerstandsrat Iran“ machte gestern das Regime in Teheran für die Morde verantwortlich. Die „feigen Morde“ seien von Handlangern der „religiösen, terroristischen Diktatur“ im Iran ausgeführt worden.

Frau Rajabi gehörte nach Angaben der deutschen Vertretung des „Widerstandsrates“ von 1984 bis 1993 dem Zentralkomitee und danach dem Exekutivkomitee der Organisation an. Seit 1991 war sie verantwortlich für die politischen Aktivitäten der Organisation im Ausland. Ihre politische Tätigkeit nahm sie im Jahre 1977 als Architekturstudentin an der Teheraner Melli-Universität auf. Bereits 1992 soll in Deutschland ein Mordanschlag auf sie verübt worden sein. Abdol-Ali Moradi wird in der Erklärung als Sympathisant der Organisation bezeichnet. Das Paar hielt sich in der Türkei auf, um die Lebensumstände der 400.000 iranischen Flüchtlinge zu untersuchen.

Der „Nationale Widerstandsrat“ verwies darauf, daß in der Türkei bereits mehrere Mitglieder der Organisation entführt oder ermordet worden sind. Die Täter hätten stets direkte Anweisungen von der iranischen Botschaft erhalten. gb