piwik no script img

■ Zur PersonDer Zwei-Millionen-Mann

Da stand er unter all den Vulkanesen in Vegesack, auf dem Domshof und in Bremerhaven: Friedrich Hennemann, Ex-Vorstandsvorsitzender des Vulkan-Verbundes, blaß vom Zusammenbruch seines Lebenswerks, quasi als der erste Arbeitslose – wo er doch alles richtig gemacht hatte. Fand er. Doch worauf sich die Erschütterung tatsächlich bezogen hat, das ist mittlerweile die große Frage. Vielleicht war der Mann ja nur so blaß, weil er nach seinem Job nun auch noch den Verlust von ein paar Mark befürchten muß, denn: Hennemann reiht sich ein in die große Schar der Gläubiger, die jetzt um ihr Geld bangen müssen. Der Grund dafür hat einen Namen, und der heißt Abfindung.

Friedrich Hennemann wurde nämlich ein Glück zuteil, von dem die Vulkanesen nur träumen können. Ihm wurde der Rausschmiß mit einer satten Abfindung versüßt. Hennemann bekam nicht nur zwei Millionen Mark Bares hinterhergeworfen, sondern obendrein dürfen jetzt eine Sekretärin und ein Referent fünf Jahre lang für ihn arbeiten, und zwar in seiner neuen Firma unter dem Fallturm, der Vulkan bezahlt die Gehälter. Vom Dienstwagen auf Vulkan-Kosten ganz zu schweigen, mit dem Hennemann nun auf die Demo nach Bremerhaven fahren durfte. Um sich dort, siehe oben, medienwirksam zu grämen. Man könnte ahnen: um „seine“ Abfindungs-MitarbeiterInnen, denn wenn es keinen Vulkan mehr geben sollte, dann würde es auch keine Vulkan-Lohnliste mehr geben.

Während der Bremerhaven-Demo wurde Hennemann gefragt, ob er keine Angst hätte, von aufgebrachten Vulkanesen verhauen zu werden. Antwort: „Das ist im Gehalt mit drin.“ Das kann man sich nun vorstellen. Außerdem kann sich Hennemann eh ganz sicher fühlen. Schließlich hat er zwei Bodyguards an seiner Seite. Die werden aber nicht vom Vulkan bezahlt, sondern aus der Staatskasse. Hennamann hat Polizeischutz. J.G.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen