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Nordirland optimistisch

■ IRA will Verhandlungslösung. Noch keine Zusage für neuen Waffenstillstand

Dublin (taz) – Er sei voller Hoffnungen für den nordirischen Friedensprozeß, sagte gestern John Hume, der Chef der nordirischen Sozialdemokraten. Hume und Sinn-Féin-Präsident Gerry Adams hatten sich vorgestern abend mit der Führung der Untergrundorganisation IRA getroffen. Dabei habe die IRA eingeräumt, daß eine „Lösung durch Verhandlungen zwischen allen Beteiligten“ das einzige Mittel sei, um dauerhaft Frieden zu schaffen, sagte Hume. „Eine Garantie, daß sie den Waffenstillstand erneuern, haben sie mir aber nicht gegeben“, fügte er hinzu.

Am Mittwoch hatten der britische Regierungschef John Major und sein irischer Amtskollege John Bruton den 10. Juni für den Beginn von Allparteiengesprächen festgelegt. Sinn Féin könne jedoch nur daran teilnehmen, wenn die IRA zuvor „ihre Waffen endgültig niederlege“, sagte Nordirlandminister Patrick Mayhew. Die Ausmusterung der Waffen sei dann der erste Tagesordnungspunkt. Von den bilateralen Vorgesprächen, die ab Montag in Belfast stattfinden, ist Sinn Féin ausgeschlossen. Dabei geht es unter anderem um den Modus der Wahlen zu einer nordirischen Versammlung, die wahrscheinlich im Mai stattfinden werden. Dieses Regionalparlament soll jedoch keinerlei Befugnisse haben, sondern diene lediglich als Nachweis eines demokratischen Mandats für die Allparteiengespräche, behauptete Major.

Adams und sein Stellvertreter Martin McGuinness begrüßten gestern den anglo-irischen Plan unter Vorbehalt. Verschiedene Punkte bedürften der Klärung, sagte McGuinness. Adams meinte, man werde ein Ende der Gewalt nicht dadurch herbeiführen, indem man Sinn Féin von den Vorgesprächen ausschließe. In Dubliner Sinn- Féin-Kreisen war man deutlicher: Die Verzögerung bis Mitte Juni und die vorgeschalteten Wahlen seien ein erneuter Kniefall Majors vor den Unionisten. Ralf Sotscheck

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