"Aus Scheiße Margarine machen"

■ Dieter Pfaff wieder als freundlicher Bulle: "Sperling und das Loch in der Wand" (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)

Dieter Pfaffs Fernsehpolizistenlaufbahn ist lang. Früher, im „Fahnder“ (ARD), gab er noch den kleinen Schutzpolizisten, der seinen Kollegen Fahrräder und Heizdecken andrehen wollte. Alsbald folgten Zwischenspiele mit verschiedenen Dienstgraden, zuletzt in einer – wenn auch gewichtigen – Nebenrolle bei der RTL-Krimireihe „Balko“. In „Sperling und das Loch in der Wand“ hat Dieter Pfaff sich nun endlich die namengebende Hauptrolle ergattert. Er ist selbst der Sperling, und nicht ohne Grund ist ihm die Rolle wie auf den Leib geschrieben: „Manchmal muß man als Schauspieler aus Scheiße Margarine machen, von Butter gar nicht zu reden“, sagt Pfaff und meint die Qualität der gemeinhin angebotenen Drehbücher. Um sich aus dieser Situation zu befreien, hat er selbst an der Konzeption dieses „Krimis ohne Gewalt“ mitgewirkt. Gemeinsam mit dem Drehbuchautor Rolf Basedow und dem Regisseur Dominik Graf entstand die im Grunde simple Idee, die Zuschauer nicht mit finalem Rettungsschuß und Knochenbruch zu unterhalten, sondern zur Abwechslung mal wieder mit interessanten Figuren und deren Geschichten. Dabei zählt die Qualität der Drehbücher. Noch zwei Sperling-Geschichten werden im Laufe des Jahres gedreht, dann soll es, je nach Erfolg, im Tempo des Autors Basedow weitergehen.

„Sperling und...“ ist eine Krimireihe, die die Hauptstadt nicht nur (wie jüngst wieder bei Sat.1 in „Die Drei“) als Kulisse benutzt, sondern in die Handlung einbezieht. Sämtliche Schauplätze atmen Berliner Luft, die Nebenrollen sind mit Typen besetzt, die gerade mit der U- Bahn angekommen zu sein scheinen.

„Das Loch in der Wand“ ist kein spektakulärer Fall. Wichtiger und witziger als die Lösung des Verbrechens sind hier die Nebensachen, die Beziehungen der Figuren und ihre Probleme. Überall menschelt es: in Sperlings Stammkneipe, wo er immer an einem für seinen Bauch zugeschnittenen Tisch zu Mittag ißt; auf der Dienststelle, wo Sperling die junge Kollegin Vera Kowalski (Petra Kleinert) beim Verkehr im Büro erwischt und natürlich nicht verpfeift; am Alexanderplatz, wo er einen Taschendieb ertappt – und natürlich nach Rückgabe der Beute wieder laufenläßt.

Die kleinen Ganoven werden in diesem Film konsequent geschont, denn die Beamten sind allesamt herzensgut. Sei es nun Sperlings trotteliger Greenhorn-Partner Karsten Rohde (Benno Fürmann) oder der ermittelnde Allergiker Norbert Wachutka (Hans-Joachim Grubel): So verdammt sympathische Polizisten laufen da in Berlin herum, man könnte glauben, der Innensenator habe das ZDF bestochen. Stefan Kuzmany