■ Soundcheck: Dubwar / Soul Coughing
Gehört: Dubwar. Es ist 22 Uhr im MarX, und ein guter Teil der Anwesenden hat bereits ihr Großhirn-Elektroenzephalogram herbal abgedämpft, da betreten vier mollige Herren im legeren Guerillakriegerdreß wie in einem Versuch, die These einer deutschen Frauenzeitschrift – „Ein paar Pfunde mehr können auch sexy sein“ – glaubhaft machen zu wollen, die Bühne. Zwar lassen sie in den nächsten 36 Minuten keine Pose ungepost, und auch der verbale Kontakt zum wild moshenden Publikum beschränkt sich auf ein „Allright, allright“ und ein „Thank you, we are glad bo be here“; aber das verzeiht man dem sympathischen Quartett aus Newport/Gwent gerne, denn erstens röhrt der Sänger mit der trotzigen Verzweiflung seines unterdrückten (walisischen) Volkes, und zweitens spielt der instrumentale Teil der Band dazu, als hätten er die elektronisch verstärkte Musik selbst erfunden. Fraglos ein lohnender Abend, und so vergeht die Zeit viel zu schnell, bis sich alle verabschieden: Dubwar von der Bühne, die Reporter aus dem MarX und mehrere Gehörzäpfchen aus dem Mittelohr. Michael Barnikel
Foto: Yasemin Ergun
Gehört: Soul Coughing. Überraschend viele Interessierte fanden sich am Dienstag im Knust ein, um einer Band zu huldigen, deren Debut Ruby Vroom ebenso gänzlich wie ungerechtfertigt unterging. Wie auf Platte zogen sie auch live eine weit definierte Schnittmenge zwischen Tanzboden und Kakophonie. Sogar die Abfolge der Stücke verhielt sich nach dem versöhnenden Schema des Tonträgers: Nach einem swingenden Stück wurde die Schraube angezogen, und gegenläufige Harmonien und Polyrhythmik ließen die Partikel auseinanderstieben. Daraus entstanden dichte Momente, die glänzende Augen im Publikum bewirkten und wieder einmal bewiesen, daß Tanzen zwischen den Augen beginnt. vom
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen