Love-Parade in den Sternen

■ Streit zwischen Veranstaltern und Behörden über die Route. Organisatoren wollen Unter den Linden tanzen, Innenverwaltung fürchtet um Denkmäler

Der Papst darf es, die Schwulen und Lesben dürfen es, nur die Raver sollen es nicht dürfen: Die Riesen-Mega-Party Unter den Linden und am Brandenburger Tor. Denn um die Streckenführung der Love- Parade, zu der 1995 eine halbe Million Techno-Begeisterte kamen, gibt es Gezerre zwischen den Veranstaltern und der Innenbehörde. Die Veranstalter wollen die Party in der historischen Mitte Berlins steigen lassen – die Verwaltung will die lauten Kids lieber auf eine Strecke vom Alexanderplatz in die Karl-Marx-Allee abschieben.

Einigermaßen verdrossen präsentierte das Veranstalterteam „Planetcom“ gestern im E-Werk sein neues Konzept zur diesjährigen Love-Parade. Bereits im November hatte „Planetcom“ eine neue Routenführung beim Innensenat angemeldet. Die Veranstalter des größten Open-air-Spektakels der Stadt wollen weg vom Ku'damm, weil der im letzten Jahr aus allen Nähten platzte und das feiernde Volk sich in den Seitenstraßen staute. „Es sind inzwischen einfach zu viele Leute geworden, als daß man die Love-Parade weiterhin auf dem Ku'damm stattfinden lassen könnte“, erklärt Mitorganisator Ralf Regitz.

Die von Planetcom favorisierte „Traumstrecke“ soll am 13. Juli vom Alexanderplatz über die Straße Unter den Linden zum Brandenburger Tor und zurück führen. Doch die Veranstalter wollen die neue Route nicht nur, weil mehr Platz zur Verfügung steht. „Durch die Wiedervereinigung hat sich die Mitte unserer Stadt verschoben – und dem wollen wir Rechnung tragen“, so Pressesprecher Peter Lützenkirchen.

Die Innenverwaltung hat allerdings Sicherheitsbedenken bei den erwarteten Hunderttausenden von ravenden Liebessüchtigen. Immerhin führe die Route an zu vielen Baustellen, „politisch und baulich hochsensiblen Gebäuden“ vorbei. So würden die Techno-Jünger an mehreren diplomatischen Vertretungen und am Denkmal des alten Fritzen vorbeiziehen. Bei der Party könnte es dabei Schäden an den denkmalgeschützten Gebäuden geben, so wie im letzten Jahr am Dach des U-Bahnhofs Wittenbergplatz, meint Klaus— Peter Fleck von der Innenbehörde.

Die von der Innenbehörde angebotene Alternativroute über die Karl-Marx-Allee wird von den Veranstaltern nicht akzeptiert. Das sei schließlich reines Wohngebiet und lasse jeden Flair vermissen. Andererseits will auch die Innenbehörde hart bleiben: Der Vergleich mit dem CSD und dem Papstbesuch hinke, weil wesentlich weniger Menschen erwartet würden. Die Zukunft der Parade steht also in den Sternen. Thomas Enslein