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Pjöngjang rasselt in Pufferzone mit den Waffen

■ Nordkoreanische Soldaten verletzen erneut Grenzgebiet. UN: Keine Kriegsgefahr

Seoul (AFP) – Die Situation auf der koreanischen Halbinsel hat sich während der Ostertage zugespitzt, auch wenn nach Einschätzung des von den USA geführten UN-Kommandos keine unmittelbare Kriegsgefahr besteht. Nordkorea verletzte die entmilitarisierte Zone am Sonntag abend zum dritten Mal in Folge und drohte Südkorea gestern mit einer „unwiderruflichen Katastrophe“ für den Fall, daß Seoul nicht mit seiner „Kriegshysterie“ aufhöre.

Die südkoreanische Militärführung versetzte nach Angaben eines Armeesprechers ihre erste Division entlang der Grenze in erhöhte Alarmbereitschaft und befahl den Soldaten, notfalls das Feuer zu eröffnen. Die Regierung in Seoul schlug nun schärfere Töne an und erwog, das Vorgehen Nordkoreas vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Seoul bezeichnete die Truppenbewegungen als „sehr ernste Verletzung“ des Waffenstillstandsvertrages von 1953 und forderte die USA, Rußland, China, Japan und weitere Länder auf, Pjöngjang von weiteren derartigen Aktionen abzuhalten. Rußland forderte gestern Nordkorea zur Zurückhaltung auf.

Das Abkommen verbietet schwere Waffen und die Anwesenheit von mehr als 35 Soldaten im Bereich der 242 Kilometer langen und vier Kilometer breiten Zone. Seit Freitag waren täglich über hundert schwerbewaffnete nordkoreanischen Soldaten am Grenzort Panmunjom, der nur 58 Kilometer von der südkoreanischen Hauptstadt entfernt liegt, in diese Zone eingedrungen. Die Drohungen aus Pjöngjang wurden unterdessen deutlicher. „Die Marionetten in Südkorea müssen wissen, daß die Warnungen des Nordens keine leeren Drohungen sind“, hieß es gestern in der nordkoreanischen Parteizeitung Rodong Daily. Ein Krieg stehe unmittelbar bevor. Bei einer Massenkundgebung verkündeten in Pjöngjang mehrere zehntausend Studenten und Arbeiter ihre Kampfbereitschaft. Sie erklärten sich zum freiwilligen Kriegsdienst bereit und skandierten, als lebende „Gewehre und Bomben“ Staatschef Kim Jong Il verteidigen zu wollen.

Südkoreas Präsident Kim Young Sam berief gestern ein Treffen hochrangiger Militärs ein, bei dem auch der Einsatz von US-Aufklärungsflugzeugen (Awacs) diskutiert wurde, die auf der japanischen Insel Okinawa stationiert sind. Seite 8

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