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Türkische Offensive

■ 300 PKK-Kämpfer eingeschlossen. Kampf Mann gegen Mann. Viele Tote

Ankara (AFP/taz) – Bei der bislang größten Offensive unter dem neuen Regierungschef Mesut Yilmaz haben türkische Soldaten seit Freitag nacht mehr als 100 Kurden getötet. Dies verlautete gestern aus Armeekreisen in Ankara. Es werde aber mit mindestens 140 Toten gerechnet. Die Angriffe, die von der Luftwaffe unterstützt wurden, konzentrierten sich auf die Region zwischen Diyarbakir und Bingol im Südosten der Türkei, wo 300 Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eingekesselt seien.

Staatspräsident Süleyman Demirel sagte nach einem Treffen mit Yilmaz: „Der Tag, an dem alle blutdürstigen Rebellen ausgelöscht sein werden, liegt nicht mehr fern.“ Die Offensive war Freitag nacht gestartet worden, nachdem bekannt wurde, daß die PKK im Gebiet zwischen den drei Städten Lice, Kulp und Genc eine Versammlung abhalten wollte. „Wir wußten, daß wir dort ein Maximum an Leuten gleichzeitig treffen konnten und haben die Rebellen überrascht“, sagte ein Militärvertreter. Presseberichten zufolge wurde bei der Offensive auch Rebellenchef Mahmud Gün festgenommen.

Die Offensive wird nach Angaben des türkischen Militärs unter schwierigsten Bedingungen geführt; die Soldaten müßten bei Schneehöhen von eineinhalb Meter Mann gegen Mann gegen die Rebellen antreten. Die Armeeführung sprach von 27 gefallenen Soldaten. Im Widerspruch zu der massiven Offensive hatte Regierungschef Yilmaz zum kurdischen Neujahrsfest am 21. März eine Wende in der Kurdenpolitik in Aussicht gestellt und eine „neue, humanere Herangehensweise“ angekündigt.

Die Regierung in Ankara hatte die im vergangenen Dezember von PKK-Führer Abdullah Öcalan verkündete Waffenruhe stets zurückgewiesen. Öcalan drohte deshalb jüngst auch mit Anschlägen gegen Touristengebiete. Insgesamt wurden 21.000 Menschen getötet, seit die PKK 1984 den bewaffneten Kampf aufgenommen hat.

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