piwik no script img

Holt Patrick Kelly heim!

■ Irisches Parlament tritt per Petition für krebskranken IRA-Gefangenen ein

Dublin (taz) – Der im nordirischen Maghaberry inhaftierte IRA-Mann Patrick Kelly (43), der unheilbar an Krebs erkrankt ist, soll umgehend ins Portlaoise-Gefängnis in Südirland verlegt werden. Das haben Abgeordnete des irischen Parlaments in einer Petition verlangt, die gestern nachmittag der britischen Botschaft in Dublin übergeben worden ist. Die Petition ist von 140 Abgeordneten aller Parteien unterzeichnet worden – das sind 85 Prozent aller irischen ParlamentarierInnen.

Außenminister Dick Spring, Finanzminister Ruarai Quinn, Gleichberechtigungsminister Mervyn Taylor und Umweltminister Brendan Howlin gehören zu den Erstunterzeichnern. Ein Botschaftsangestellter nahm die Petition von Kellys Partnerin Angela Rice und jeweils einem Vertreter der Parteien entgegen. „Es war überhaupt kein Problem, die Abgeordneten zur Unterschrift zu bewegen“, sagte eine Sprecherin der Kelly-Initiative, „viel schwieriger war es, von der britischen Botschaft einen Termin für die Übergabe zu bekommen.“

Kelly ist wegen Sprengstoffbesitzes zu 25 Jahren verurteilt worden. Als er im November 1992 in London verhaftet wurde, hatte er gerade zwei Krebsoperationen hinter sich. Vor zwei Jahren verschlechterte sich Kellys Zustand erneut. Obwohl sich an seinem Rücken ein großer Knoten gebildet hatte, verschrieb ihm der Gefängnisarzt nur Schmerzmittel. Erst ein Jahr später wurde ein unabhängiger Arzt hinzugezogen. Er diagnostizierte Krebs. Die Gefängnisbehörde hatte das bereits ein Jahr zuvor gewußt: In Kellys Krankenakte befindet sich bereits im Juni 1994 ein entsprechender Vermerk, den Befund hatte man ihm verheimlicht. Die Operation Ende letzten Jahres kam zu spät, der Krebs hatte sich ausgebreitet.

Die Grüne Fraktion will Kellys Fall nächste Woche im Europaparlament zur Sprache bringen. Die britische Regierung hat bisher keine Stellungnahme zu der Petition abgegeben. Ralf Sotscheck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen